Welpentraining

Ab der achten Lebenswoche
In der achten Woche beginne ich mit Erkundungsspaziergängen zu zweit und zu dritt, mit der Gewöhnung an Leine und Geschirr und die Welpen beginnen auf Sozialisierungstouren zu gehen. Zunächst machen wir die Runden zusammen mit Ambra, später gehen die Welpen einzeln oder zu zweit mit mir auf Tour und lernen so ganz nebenbei all das, was ein Welpe können muss, wenn er ein stadtsicherer Hund werden soll: Autos, Fahrräder, Fußgänger, Straßenüberuqerung, Hundebegegnung, Kommunikation mit dem Menschen, angemessenes Verhalten, etc. Die Einweisung in all das, was ich tue erfolgt zum Einen mit Tutorials via Foto und Text, die Sie dem Entwicklungsstand der Welpen entsprechend während der Welpenaufzucht zugeschickt bekommen.

Das ist die zeit in der die Ungeduld bei den Familien langsam spürbar wird und die Frage: „Wer wird es denn nun?“ prägend im Raum steht und jede Stille auszufüllen scheint. Wer von weiter her kommt, kommt in dieser Zeit möglichst noch einmal, um beim „Matching“ der Welpen live mit dabei zu sein.

Und dann legen wir im Laufe von ca. 10 tagen fest, welcher Welpe wann zu wem einziehen soll. Bei diesem Matching fallen tatsächlich viele Fragen ins Gewicht und auch der Zeitpunkt der Übernahme des Hundes ist bei der Zuteilung oft von großer Bedeutung ebenso wie das Geschlecht, doch was wie die Entscheidungen beeinflusst variiert der Erfahrung nach von Wurf zu Wurf erheblich. Wichtig ist, dass der Dialog darüber wer welchen Hund bekommt achtsam, ruhig und unaufgeregt geführt wird, um am Ende zu Entscheidungen zu kommen, die ein Hundeleben lang halten und sich gut und richtig anfühlen mögen. Ich will dabei von einer Adoption (anonym) aus dem Nähkästchen erzählen, um ein Gefühl für das mögliche Spannungsfeld zu geben, das dann durchaus relevant sein kann: Es kann vorkommen, dass innerhalb einer Familie keine Einigkeit darüber besteht, welcher Welpe es werden soll und dann fällt mir eine Art Richterfunktion zu und ich muss einen Spruch machen und eines steht mit Sicherheit schon vorher fest: „Einen werde ich mit Sicherheit enttäuschen, egal für welchen Welpen ich mich entscheide.“ Besonders anspruchsvoll ist das, wenn (wie in diesem Fall) die Familie eine neu zusammen gewebte Patchwork-Familie ist und ich quasi zwischen den „Alten“ und der/die „Neuem“ entscheiden muss. Heute lebt die Familie mit ihrem Hund glücklich zusammen und der Hund hat genau das bewirkt, was ich ihm zugetraut hatte und der kurze Schmerz der damaligen Enttäuschung ist (ausgesprochenerweise) verheilt und von dem Reichtum, den der Hund in die Familie getragen hat, quasi überschüttet worden und somit nicht mehr sicht- und fühlbar für die Familie.

Vorbereitung auf den Auszug
Bis zur ca. 10. Lebenswoche durchlaufen alle Familien und Welpen einen ziemlich gleichartigen Prozess, der grundsätzlich in Form und Struktur für alle gut passt. Ab jetzt wird es jedoch in der Regel hoch individuell. Manche Familien profitieren davon, mindestens einmal pro Woche vorbeizukommen und mit ihrem Welpen und mir spazieren zu gehen. Dabei arbeite ich die Familien „organisch“ ein, sie lernen also neben und mit mir. Abwechselnd führen die Erwachsenen die Hundemutter (oder eine andere Hunde-Amme, die mitgeht als orientierungsgebende Hündin) an der Leine und lernen dabei das Handling von Hunden im Allgemeinen und Welpen im Speziellen – und den Umgang mit ihrer eigenen, individuellen persönlichkeit im ganz Besonderen.

Andere nehmen lieber eine zwei bis dreitägige Einarbeitung am Stück bei der Abgabe des Welpen zwischen der 11. und 14. Lebenswoche in Anspruch und kommen vorher lediglich zum Welpenschauen vorbei. Wie genau das läuft, hängt schlicht und ergreifend von den jeweiligen Wünschen und Bedürfnissen der Familien ab. Familien mit Handicap finden in dieser Phase besondere Berücksichtigung.


Persönlichkeitsmatching

Wie läuft gutes Persönlichkeitsmatching? Die Antwort darauf fällt in einer idealen Welt ganz einfach aus: Der Welpe mit dem Sie sich wohlfühlen und der sich mit Ihnen wohl fühlt, könnte der richte für Sie sein. Aber auch in einer idealen Welt hängt an dieser scheinbar simplen Antwort mehr, als auf den ersten Blick zu erkennen ist – oder einfacher gesagt: „Wenn das Wörtchen wenn nicht wär, wär mein Vater millionär“.

Im letzten Wurf hatten wir eine Familie, die hatte sich in einen schwarzen Welpen verliebt. Er hieß Mogli und schien mit seiner lebensfrohen Persönlichkeit gut zu seiner Familie zu passen. Bis auf… Diese eine kleine Sache…. War Mogli ein Hund, der in der Lage sein wird früh ein paar Stunden alleine zu sein? Von allen Welpen aus dem aktuellen Wurf akzeptierte er am schlechtesten, wenn wir die Welpen „weggesperrt“ haben. Das Wegsperren der Welpen ist ein in der Aufzucht völlig normaler „Akt“. Die meisten Welpen nehmen das gleichmütig hin und lernen dabei bereits für die Zukunft: „Geht die Tür zu, ist der Mensch und mir geht es gut. Ich beschäftige mich dann mit… (wahlweise nach Angebot und Persönlichkeit sind das Spielzeug, Mutter, Geschwister, Futter). Mogli war der Einzige, der sich für genau diese Haltung nicht entscheiden wollte, sondern an der Tür rammelte, arbeitete und protestierte. Und seine Familie war die Einzige aus dem Wurf bei dem die Mutter sehr bald nach der Adoption wieder für wenige Stunden am Tag arbeiten gehen musste. Sollte die Adoption also sein oder sollte ich das Matching besser nicht zulassen?

Heute, drei Jahre nach der Vermittlung kann ich verkünden: Die Adoption war ein voller Erfolg für Mensch und Hund und es ist gelungen mit angemessener Vorbereitung die Hürde „Alleinebleiben“ innerhalb weniger Wochen ohne Probleme mit den nachbarn oder Zerstörungsaktionen durch Mogli zu meistern. Absolut sicher war das jedoch bei Übergabe von Mogli nicht gewesen und ich habe die Familie auch frühzeitig mit dieser potenziellen Problematik konfrontiert und ihnen empfohlen, wenn sie absolute Sicherheit in diesem Punkt wollen einen anderen Welpen zu wählen. Sie wollten sowohl vor als auch nach der Übergabe in Anspruch nehmen. Diese Hilfe bekamen sie so gut es mir möglich war. Und es ist alles am Ende trotz ein wenig flauem Gefühl im Magen (bei mir) gut gegangen (als Hundetrainer hat man einfach zu viel Adoptionen misslingen sehen und möchte auf Teufel komm raus nicht auch nur im Einsatz zu einer „Problem-Adoption“ beitragen, weshalb Sie mich in dieser Phase der Adoption manchmal etwas zögerlich erleben werden trotz meiner eigentlich sehr positiven und optimistischen Art).

Es war damals nicht klar, dass Mogli es schaffen wird, das Alleinebleiben zu lernen ohne etwas zu zerstören. Ein Welpe ist keine Kristallkugel in die man hinein schauen kann, so wie niemand sagen kann “genau so wird sich das Kind nach der Geburt einmal entwickeln”. Auch wenn es unangenehm war für die Familie zu wissen, dass sie mit Mogli das Risiko eingehen, dass ggf. Dinge kaputt gehen oder andere Probleme mit dem frühen Alleinebleiben auftreten können, hat sich die Familie für ihn entschieden. Das klingt zunächst einfach, ist aber in der Realität oftmals gar nicht so leicht, wenn es ein Ungleichgewicht gibt zwischen Mann und Frau in der Intensität des Wunsches nach einem Hund (was in dieser familie der Fall war). Die Partnerin, die den Hund unbedingt will, ist bereit zu sagen: Das schaffen wir – egal wie – aber das schaffen wir! Der Partner, der dem Hund eher zugestimmt hat, als dass er sich den gewünscht hat, beginnt unter Umständen seine Zusage zu einem Welpen in Frage zu stellen und sobald der Welpe tatsächlich einzieht wandelt sich der schwelende Zweifel zunächst zu unterdrücktem Zorn, bis irgendwann der Welpe mit der ihm innewohnenden Energie eines tasmanischen Teufels etwas tut, was das Fass zum Überlaufen bringt. Familien vor solchen Erfahrungen zu schützen fällt für mich unter gute züchterische Arbeit, sowohl in der Vorbereitung als auch in der Nachbetreuung.

Manche Menschen haben Glück und sie betrauern wenige zerstörte Objekte in der kurzen Zeit zwischen Einzug, Pubertät und Erwachsenwerden ihres Welpen. Andere tragen zerbissene Ladekabel, Lederschuhe oder Stuhlbeine zu Grabe, erkennen ihre sorgsam im Garten gepflegten Beete nicht wieder und verwechseln ihren Garten mit einem Truppenübungsplatz. was häufig die ersten Takte langanhaltende ehelicher Kampfdialoge sein kann. Und wieder andere Hunde gehen mit “ihrem” Thema in ihre Familie und fordern ihre Zweibeiner indem sie nicht in die hündische Norm passen und besondere Ansprüche haben – wie Mogli es offenkundig zu haben schien, denn eigentlich verlässt jeder Welpe mein Haus mit der Fähigkeit alleine zu bleiben. Der zukünftige Halter muss nur wenige Dinge tun, um diese Fähigkeit weiter erblühen und nicht verkümmern zu lassen.

Ein erfahrener Züchter, der sich für seine Welpen Zeit nimmt, kennt die Charaktere seiner vierpfotigen Sprösslinge und kann den Familien sagen, ob ihr Welpe ein “Thema” mitbringt oder nicht, bzw. ob er ein Thema oder eine Aufgabe von seiner Familie gestellt bekommen wird. Wie beispielsweise Caspar (ein Welpe aus demselben Wurf wie Mogli) eine “Aufgabe” zu bekommen schien. Caspar sollte der neue Freund seiner damals 12-jährigen „Halterin im Herzen“ werden, einer sehr hübschen jungen Dame namens Iona. Iona hatte im Jahr vorher ein schweres seelisches Trauma erlitten. Ihre Eltern hatten die Hoffnung, dass ein Hund in der Familie Iona vom Schmerz weg hin zur Freude am Leben geleiten könnte und luden Caspar diese Hoffnung in den Rucksack bei seinem Einzug bei Ihnen auf. Mit Caspar bekamen sie von mir genau den richtigen Hund für diese Aufgabe. Einen Hund, der fröhlich, lebensfroh und resilient war gegen die Wirren des Lebens. Ein lebensgieriger und freudiger Charakter wie Nala (seine Mutter), nur eben in nächster Generation. Caspar schien mir der richtige Kandidat für diesen speziellen Rucksack zu sein.

Bis er kurz vor der Abgabe pienzig, weinerlich und fast unberechenbar konfliktscheu wurde. Mir wurde es angst und bange und ich fragte mich, ob ich diese Familie mit dem falschen Hund verpaart haben könnte. Ich habe diesen Konflikt einige Tage mit mir selbst ausgemacht, bis ich bei einem Treffen vorsichtig angedeutet habe, dass Caspar gerade sehr „schwächelt“ und ich mich frage, ob er wirklich zu dieser Familie passt. Es war eine schwere Entscheidung gewesen diese Frage überhaupt vorsichtig anzubringen, weil ich sie nicht leichtfertig in den Raum stellen wollte. Andererseits wollte ich nicht schweigen und sehenden Auges in ein Drama hinein trudeln, dass am Ende noch stärkere Gefühle aufwühlen würde.

Allein meine Frage hatte zu großer Unsicherheit bei Mutter und Tochter geführt. Es flossen Tränen und ich fühlte mich schuldig. Hätte ich meine Zweifel doch mit mir selbst ausmachen sollen? Doch am Ende war es so, dass sich Caspar wenige Tage vor der Übergabe wieder „fing“ und unsere These im Nachhinein die ist, dass er vermutlich einen Virus in den Tagen seines „Schwächelns“ gehabt hatte und deshalb so abgeschlagen war im Vergleich zu seinen Geschwistern. Aber im Nachhinein ist man immer klüger. In der Situation selbst geht alles so unglaublich schnell und ich muss oft binnen weniger Tage Entscheidungen für ein hundeleben lang treffen.

Adoptionsplanung eines Welpen entsteht nicht am Reißbrett.

Adoptionsplanung ist ein Prozess, der Dialog, Mut und Entschlusskraft erfordert. Von allen Beteiilgten. Ich bin bemüht achtsam und mit genauem Blick auf die Möglichkeiten und Ressourcen der Familien ebenso wie der Welpen eine möglichst gute „Zusammenführung“ zu ermöglichen. Vom Ende her betrachtet ist mir das in den letzten Würfen sehr gut gelungen. Keine einzige Familie hat eine Hundeschule aufgesucht oder das Bedürfnis danach verspürt. Alle sind mit ihren Hunden glücklich und fühlen sich in ihren Wünschen und Hoffnungen an ein Leben mit Hunde „übererfüllt“.

Wie aber kommt man da hin? Das ist manchmal sehr einfach und manchmal von Zweifeln, Ängsten oder Sorgen begleitet. In fast allen Fällen jedoch die Mühe wert. Vieles wird bei diesem schwierigen Prozess in die Waagschale geworfen: Wie leben Sie? Was können Sie leisten (zeitlich/räumlich/energetisch)? Wo sind Ihre Grenzen? Welches Set an Eigenschaften braucht der Welpe, um gut zu Ihnen zu passen? Sind Sie Allergiker? Gibt es Traumata oder andere Themen, die belastend oder nicht aufgearbeitet sind, die ggf. Sie oder Ihre Familie belasten? Welche „Leistungen“ erwarten Sie von Ihrem Hund und welche Lebensqualität können Sie Ihrem Hund wie bieten?

Was wird im Adoptionsverfahren besprochen?
Die Adoption eines Welpen kann in der Intensität der Erfahrung der Geburt und Ankunft eines eigenen Babys in die Familie gleichen. Ein Welpe stellt das, was bisher war auf den Kopf, pinkelt drauf, zerreißt es und läuft dann schwanzwedelnd davon und Sie hinterher. Da kann man sich im Zweifelsfall blöd, hilflos und… nun ja… veräppelt vorkommen. Doch wie bei einem Baby sind die ersten anstregenden Tage oft sehr wichtig und nur sehr selten so frustrierend wie oben beschrieben.

Dennoch ist für kurze Zeit alles anders und Sie können diese Zeit genießen oder verfluchen. Wofür Sie sich entscheiden liegt letztlich bei Ihnen.

Die Analogie zwischen Welpe und menschlichem Baby greift somit an vielen Stellen sehr gut, hat jedoch gleichzeitig ihre Grenzen, die Sei sich vorher unbedingt klar machen sollten. Ein Welpe ist ein Hund und kein menschliches Baby. Es hat nicht das gleiche Set an Genen wie Sie und Ihr Partner. Es hat ein vollkommen anderes Genom, das mit dem Ihren so gar nichts gemein hat. Der Welpe ist somit ein Wesen mit Bedürfnissen, Fähigkeiten und Anforderungen, die wir im Zweifelsfall nicht einmal intuitiv erahnen können, weil es sich mit dem, was wir bisher kennen und erwarten kein bißchen deckt.

Welpen verlangen von uns Menschen Dinge, bzw. Fähigkeiten uhd Fertigkeiten, die uns Menschen nicht in die Wiege gelegt worden sind, sondern die wir schlicht und ergreifend erlernen oder akzeptieren und umsetzen müssen, wenn wir ein friedliches Zusammenleben mit dem hund gestalten wollen.

Was Sie erwartet

Bei von mir vermittelten Welpen gibt es seit einigen Jahren keine nennenswerten Konfliktlinien mehr im Zusammenleben zwischen Mensch und Hund. positiv formuliert: Alle Adoptionen gelingen ausnahmslos für alle Beteiligten. Die Gründe darin sind auf vielen Ebenen zu suchen und mit Sicherheit eben kein Zufall. Ich habe als Züchterin über die Jahre gelernt worauf es ankommt bei der Zusammenführung zwischen Welpen und ihren Familien. Beim ersten Wurf war ich noch unsicher gewesen wie ich den Vermittlungsprozess optimal für beide Seiten gestalte und habe dabei noch Fehler gemacht, die am Ende meine Hunde und (und somit ich mit Seelenschmerz) bitter bezahlt haben. Beim zweiten Wurf habe ich vieles besser gemacht und ab dem dritten Wurf hatte ich den Dreh raus. Im dritten Wurf hat es leider eine misslungene Adoption gegeben bei der ich einen entscheidenen Fehler gemacht habe, den ich jedoch aus Respekt vor der betroffenen Familie hier nicht öffentlich darlegen will.

Das anspruchsvolle Prozedere aus meinen langen Texten, den von mir formulierten hohen Erwartungen an die Halter und meinem hohem Anspruch meine Welpen und mich passt nun endlich zusammen und führt seit nunmehr einigen Jahren zu ausnahmslos gelingenden Adoptionen. Meine Erfahrung als Hundetrainerin fließt von Anfang an in die vermittlung ein. Ohne dabei mein Lichter unter den Scheffel zu stellen, sage ich Ihnen gerne zu: Welpen lernen bei mir alles, was sie brauchen, um bei ihren Menschen später gut zurecht zu kommen. Die Arbeit leiste ich dabei keineswegs alleine. Die Hundemutter trägt 90% der dazu bei, ich unterstütze sie dabei und gebe ihr alles, was sie braucht, um den Welpen das Fundament ins Leben zu geben, das sie ein Leben lang brauchen werden. Ab der sechsten Woche beginne ich mich langsam einzuschalten und die Habituierung und Sozialisierung der Welpen mitzugestalten.

Vor der Geburt achte ich darauf, dass Hundemütter nur angemessene Bewegungen machen und keine Hetz- oder Jagdspiele machen, die die Welpen gefährden könnten oder zu hohen Adrenalinausschüttungen führen. Insgesamt ist meine größte Aufgabe häufige oder besonders starke Adrenalinschübe (bzw. Stresshormone im Allgemeinen) zu verhindern. Ich halte sie also aus für sie belastenden Situationen fern oder (sofern das nicht möglich ist) versuche ich sie davor so weit wie möglich zu schützen. Abgesehen davon lasse ich sie ganz normal Hund sein und fahre mit ihr in angemessenem Tempo täglich am Fahrrad, wir machen Familienspaziergänge zusammen und fahren mit dem ÖPNV (sofern coronabedingt möglich) oder mit dem Auto auf kurze oder längere Ausflüge.

Während der Schwangerschaft nehme ich, sofern verzichtbar, keine Untersuchungen an den Welpen vor. Ich verzichte auf sämtliche Diagnostik bei den im Mutterbauch wachsenden Welpen. Es ändert nichts an der Wurfstärke oder dem Geburtsverlauf, wenn ich die Welpen vorab schallen lasse. Es führt lediglich zu einer übermäßig hohen Ausschüttung von Stresshormonen bei der Mutterhündin sodass ich auf diese Maßnahme zum Wohle der Welpen verzichte. Der Geburtsverlauf ist immer mit einem gewissen Risiko behaftet. Ich kann dieses Risiko jedoch nicht wesentlich dadurch senken, dass ich vorher die Welpen zählen oder vermessen lasse, sondern indem ich auf die Geburt gut vorbereitet bin und während der Geburt mit möglichst viel Augenmaß Zurückhaltung übe und bei jeder potenziellen Komplikation das Wohl und Überleben des einzelnen Welpen gegen das Wohl des ganzen Wurfes abwäge.

Es ist immer möglich, dass Komplikationen während der Geburt auftreten können. Eine Hundegeburt ist immer eine Mehrlingsgeburt sodass der Wunsch bei einem Welpen bspw. Nachhelfen zu wollen sorgsam abgewogen werden muss gegen das Risiko den Geburtsverlauf damit so sehr zu stören, dass unter Umständen die Wehentätigkeit so sehr nachlässt, dass auch die noch nachkommenden Welpen Geburtshilfe benötigen werden und schlimmer noch – die Hündin aufgrund des hohen Stresses während der Geburt aufgeschnitten werden muss und/oder ihre Welpen unter Umständen im Anschluss daran nicht annimmt und nicht säugern wird. Dieses Szenario ist das schlimmste Szenario, das einen Züchter und dessen Welpen treffen kann. Zum einen aufgrund der vielen Arbeit, die der züchter mit einer Handaufzucht hat, zum anderen aufgrund der erheblich beeinträchtigten seelischen Entwicklung der Welpen an der Flasche im Vergleich zu einer „natürlichen“ Aufzucht.

Eine Handaufzucht ist, zumindest in meinen Augen, die schlechteste Option für Welpen. Es entfällt fast alles, was während des Säugens für die Welpen wichtig ist, um angemessenes soziales Verhalten entwickeln zu können. Es fehlt am Körperkontakt zwischen den Welpen, es fehlt das Schieben, Schubsen, Drängeln, die Eigeninitiative und der Raum für individuelle Ressourcen, es fehlt die Möglichkeit eigenständig zur Ruhe kommen zu können und unangerührt im Welpenverbund im eigenen Tempo groß werden zu können. Welpen, die mit der Hand aufgezogen werden, haben später große Probleme artangemessenes Verhalten zeigen zu können. Sie neigen zu hysterischem Verhalten und haben eine hohe Anfälligkeit für chronische Erkrankungen jeglicher Art.

Ich entscheide mich grundsätzlich dafür den Geburtsverlauf so wenig wie möglich zu stören, soweit es irgendwie möglich und vertretbar ist, der Mutter Raum zu lassen für ihre Geburt und übe mich sofern es unter sorgsamer Abwägung aller Faktoren möglich ist, in Zurückhaltung während der Geburt, davor und danach.

Sofern möglich beginne ich während der Geburt zu fotografieren, ansonsten nach der Geburt. Im Abstand von ein bis drei Tagen veröffentliche ich Bilder und Texte zu den Welpen, die die Familien virtuell miterleben lassen wie “ihre” Welpen groß werden und in das Leben beginnen hinein zu wachsen.

In den letzten zwei Wochen in denen die Welpen bei mir wohnen sind die neuen Familien so oft willkommen uns zu besuchen, wie es ihre Zeit und Lust zulässt. Je häufiger, desto lieber in dieser Zeit. Man kann nicht zu viel, nur zu wenig vorbereitet sein für einen Welpen in der Familie.

Zum Zeitpunkt des Kick-Off-Weekends habe ich mit jeder Familie bereits das Datum für den Umzug des Welpen in sein neues Zuhause festgelegt. Jeder Welpe wird anschließend von mir in sein neues Zuhause gebracht. Jeder Welpe kommt mit einer eigenen kleinen Decke oder Ähnlichem aus seinem bisherigen Zuhause und in Begleitung seiner Mutter. Meistens bleibt die Hundemutter sogar die erste Nacht zusammen mit dem Welpen in seinem neuen Zuhause. Erfahrungsgemäß nimmt diese sanfte Heranführung allen Beteiligten enorm viel Druck und Angst etwas falsch zu machen in den ersten sensiblen Stunden. Zumal der Welpe sich an der Seite seiner Mutter nicht traumatisiert und verängstigt, sondern souverän und aufgeschlossen zeigt gegenüber seiner neuen Familie.

Viele Familien haben in den letzten jahren darüber hinaus in der Zeit der Anbahnung der Adoption dankbar diesen “Mutter-Begleitservice” in Anspruch genommen. Es hat ihnen viel Druck genommen in den ersten 24 Stunden alles richtig machen zu müssen. Am nächsten Tag komme ich dann noch einmal vorbei und wir gehen gemeinsam spazieren und ich nehme die Hundemutter mit und lasse den Welpen und die neue Familie mit einem Gefühl großen Glücks und des gegenseitigen Respekts voreinander zurück, um ihnen Raum zu geben für ihre neuen Bande, die nun zart erwachsen mögen und ziehe mich, soweit gewünscht, aus dem Leben der Familie zurück.

In den Wochen danach hat es sich bewährt, dass wir uns – sofern es die Entfernung zulässt – noch ein paar mal zum Welpenspiel treffen – vielen hilft es.

Alle Kosten für die Aufzucht, Erstausstattung des Welpen, Bringservice und Beratung in den ersten Wochen ist durch die Schutzgebühr abgedeckt. Ich gewähre, sofern ich in einem Wurf mindestens sechs gesunde Welpen zur Vermittlung habe, auf Anfrage einer Familie einen Nachlass von bis zu 50% auf die Schutzgebühr, wenn bspw. die Adoptierenden behindert und deshalb eingeschränkt erwerbsfähig sind oder andere Gründe vorliegen dafür, dass die Familie (oder Einzelperson) das Geld nicht in der Lage ist aufzubringen dennoch auf einen verlässlichen Sozialpartner auf vier Beinen angewiesen ist.

Die Familien bekommen von mir eine “Shoppingliste fürs Hundi” vorab zur Verfügung gestellt. Ebenso nehme ich mir beim Kennenlerngespräch grundsätzlich die Zeit die Wohnungs- und Familiensituation der Adoptionsfamilien zu besprechen. Für die Adoption eines Welpen ist darüber hinaus die berufliche Situation der Partner/Singles von großer Bedeutung.

Doppelverdiener sollten sich, sofern nicht einer von ihnen im Home Office arbeitet, bzw. Den Hund nicht mitführen darf bei der Arbeit, für einen Welpen gar nicht erst bewerben. Es ist einfach nicht artgerecht einen erwachsenen Hund länger als 6 Stunden alleine zu lassen, und Welpen schon gar nicht. Ausnahmen sind Paare, die bspw. Im Schichtdienst arbeiten oder es durch andere kreative Lösungen schaffen den Welpen nicht länger als 3-4 Stunden alleine zu lassen. Ein junger Hund sollte maximal 3-4 Stunden täglich alleine sein müssen (und das gilt erst für einen Welpen ab vier Monaten oder älter).

Wer berufstätig ist und den Hund zwischen 4 und 6 Stunden alleine lassen muss, kann mich darauf ansprechen, ob wir den Welpen länger behalten können für einen Zeitraum von zwei bis vier Monatn, bzw. ob er in einer der Patenfamilien leben kann mit denen ich seit Jahren zusammen arbeite, bis er zu seiner Familie ziehen kann. Solche Konstrukte habe ich in fast jedem Wurf für mindestens einen Hund “gedeichselt” (ich kann aufgrund unserer eigenen familiären Situation nur selten mehr als einen Welpen länger als über die 14. Woche bei mir behalten).

Es kann durchaus sinnvoll sein ein oder zwei Monate zu überbrücken, wenn bspw. Die Kinder schon schulpflichtig sind und beide Elternteile bis zu 6 Stunden außer Haus sind oder ein Partner in Teilzeit arbeitet aber einen längeren Weg zur Arbeit hat, sodass aus vier Stunden Arbeit 6 Stunden Abwesenheit werden. Dann zieht der Hund erst im Alter von ca. 6 Monaten zu seiner Familie. Je Monat, den ein Welpe länger als bis zur 14. Woche bei uns verbleibt, berechne ich 250 EUR als Verpflegungs- und Betreuungspauschale. Das ist alles andere als ein Geldverdienmodell, da ich in dem Alter viel Arbeit damit habe den Welpen angemessen zu betreuen, auszulasten, etc. Es ist schlicht ein Entgegenkommen den Familien gegenüber, denen es hilft, um nicht an vier oder acht Wochen eine Adoption scheitern lassen zu müssen.

Der Eigentumsvorbehalt

Neben all dem was ich biete, was ich verlange, erwarte und mache gibt es in meinen Schutzverträgen eine große Hürde über die jede Familie springen muss: Den Eigentumsvorbehalt. Meine Schutzverträge sehen vor, dass das Eigentum am Hund bei mir verbleibt auch wenn der Hund in sein neues Zuhause zieht. Die Verträge räumen mir das Recht ein für eine gewisse Zeit nach der Übergabe ohne Angabe von Gründen den Welpen jederzeit in meinen Besitz zurück zu nehmen.

Oha! Diese Einschränkung macht vielen zunächst einmal große Angst und führt dazu, dass viele Familien verängstigt sind über mein “rigoroses” Herangehen. Ich will von meinen Erfahrungen erzählen, damit Sie mich verstehen und meine Verträge:

Im ersten Wurf habe ich den Eigentumsvorbehalt auf zwei Wochen befristet und hatte mir zudem schriftlich im Vertrag die Verpflichtung auferlegt den Welpen nur nach Angabe plausibler Gründe zurück nehmen zu dürfen. Krönchen, eine schwarz-weiße Hundedame, die eine Art schwarzes Krönchen (Tiara) auf dem Kopf trug, habe ich an ein junges Paar vermittelt, das ich aufgrund seiner Sanftmütigkeit und seines humanistischen Wertesystems auf den ersten Blick sehr sympathisch fand. Ich war als Züchterin noch unerfahren und habe die Anbahnungsgespräche so geführt wie ich das auch als Hundetrainerin jahrelang gemacht hatte. Offenkundig war das nicht zielführend gewesen, denn ich hatte einiges bei dem jungen Paar übersehen, das nachher dazu geführt hat, dass ich die Vermittlung bitter bereut habe.

10 Tage nach der Übergabe zeigte sich, dass es einen großen Unterschied gab zwischen den Gesprächen, die man als Hundetrainerin zu führen hat und denen, die ein Züchter mit Welpeninteressenten führen muss. Ein Hundetrainer versucht möglichst gut zu analysieren, was bereits vorgefallen ist und in welchem System der Hund und seine Mitmenschen leben. Ein Züchter muss noch geschickter in das System „Familie/Paar“ einfühlen, das sich bei ihm vorstellt und heraus finden, ob es Dinge gibt, die bewusst nicht gesagt oder Facetten, die nicht gezeigt werden, um am Ende doch „einen Hund“, besser noch: Den einen bereits ersehnten Welpen zu bekommen.

Das junge Paar, das sich für Krönchen entschieden hat, hat mir offenkundig eine Seite von sich gezeigt, die mehr der Selbstinszenierung als der wahrhaftigen Vorbereitung auf die Adoption zugedacht war. Und das bei Krönchen! Ihr Name war im wahrsten Sinne des Wortes Programm. Krönchen ist eine ausgeglichene, selbstbewusste und klare Hündin gewesen, die genau wusste, was sie wollte und das ausgedrückt hat ohne dabei hysterisch oder übermäßig fordernd zu sein. Sie war einfach klar, ruhig und ausgeglichen.

Und mein Eindruck war gewesen, dass diese ruhige Souveränität auch das war, was das junge Paar, das Krönchen adoptiert hatte, an ihr sympathisch gefunden hatte. Nun gibt es zu ruhiger Souveränität eine Kehrseite: Ein Hund, der weiß, was er will, weiß, was er will. Er ist eben nicht hysterisch (orientierungslos), sondern fokussiert und ist klar in seinem Willen – und will sein Halter nicht, was der Hund will oder kann und will dem Hund (dauerhaft) nicht gestatten, was dieser gerade für sich als wichtig erachtet kommt es zu einem Interessenskonflikt zwischen dem Wunsch des Hundes und dem Willen des Menschen. Das sieht dann meistens so aus: Der Hund zieht, der Mensch fliegt hinterher und schimpft wie ein Rohrspatz oder brüllt, schimpft und schlägt, bzw. tritt oder wirft mit Dingen (Wurfketten o.ä.) um sich.

Bei Krönchen kam es genau einen Tag nach Vollzug des Eigentumsübergangs so: Ich hörte einen Hund aufgeregt bellen. Hysterisch und laut, es klang wie das Bellen eines meiner Welpen, doch alle Welpen, die eine Neigung zu einem solchen Bellen hatten, waren schon da – und so wunderte ich mich maßlos über das, was ich da hörte.

Es musste etwas passiert sein, was sie sehr, sehr in Aufregung versetzt hatte. Und das machte mir Angst. Denn so kannte ich krönchen nicht. Ich lief so schnell es mir möglich war um die Ecke, um dem jungen Paar mit dieser schwierigen Situation zu helfen und was ich sah, verschlug mir wahrhaftig den Atem: Die vorher stets höfliche und freundliche Dame zarten Gemüts zerrte an Krönchen herum, wütend und hoch agitiert. Sie schimpfte und schrie und setzte nichts von dem um, was ich in der Einarbeitung zuvor gezeigt hatte. Ihr Parnter stand hilflos daneben mit einem Ausdruck im Gesicht, der zu sagen schien: “Blöder Köter, halt endlich die Fresse” und tat alles, um Krönchen wütender und wütender zu machen und tat nichts, um diesem einfachen Interessenskonflikt (Krönchen wollte zu uns auf das Gelände und zwar so schnell wie möglich) Abhilfe zu schaffen, sondern eskalierte durch seine Wut ebenfalls nur.

Krönchen versuchte zu springen, sich zu bewegen und die Halterin fixierte entgegen aller Handlinganleitung, die ich zuvor gezeigt hatte, Krönchen unangemessen kurz an der Leine (neuerdings sogar mit Halsband statt wie bisher mit Geschirr) und Krönchen wand und drehte sich in dieser Fixierung hilflos wie ein Fisch an der Angel. Was ich sah war ein Kampf zwischen zwei ungleichen Partnern, der völlig unnötig war.

Das Warum lag auf der Hand. Krönchen wollte eilends zu uns auf das Gelände – dem Ort an dem sie über drei Monate ihres Lebens verbrachte hatte, wo all ihre Geschwister und Freunde waren und an dem sie nun fast sieben Tage nicht mehr gewesen war – für mich war es klar, nachvollziehbar und naheliegend, dass sie anstatt an lockerer Leine entspannt neben ihren Haltern daher zu trotten voll Vorfreude eilends – möglichst zügigen Schrittes, wenn es nach ihr ginge eventuell auch im Galopp– zu uns hingewollt hatte und nicht dafür zu motivieren gewesen war im gemächlichen Schneckentempo der Zweibeiner zu uns trotten zu wollen. Und dieser schlichte Interessenskonflikt war zu einem Zweikampf willensstarker Frauen ausgeartet, die nun hoch agitiert und miteinander unglücklich wirkten. Wo war da der Sinn in dem Zusammenleben? Ich kannte diese Geschichten zuhauf aus der Hundeschule. Ich wusste schon in dem Moment, dass ich Krönchen und ihre Halter verloren hatte an die „dunkle Seite der Macht“.

Wer so wenig Empathie besaß seinem Hund zu zu gestehen, dass er an den Ort seiner Geburt und Aufzucht möglichst zügig zurück will und dann eben keine Geduld hat für Leine-Locker-Spielchen-Übungen im Alter von drei Monaten, der besitzt sonst auch wenig Empathie und wird es nicht schaffen das notwendige Maß aus Druck, Zwang, Empathie, Liebe und Laissez-Faire zu finden. Verstehen Sie mich bitte an dieser Stelle nicht falsch: Ich lege sehr großen Wert auf Disziplin. Das lernt jeder bei mir, der in der Einarbeitung ist. Ich beginne dabei mit der Selbstdisziplin und dem angemessenen Handling von Material. Wer keine Achtung und keinen Respekt hat vor sich selbst, der wird es auch nicht dem Werkzeug (Leine & Geschirr), den Möglichkeiten und Grenzen, die es bietet und seinem Schützling (Welpe) zeigen können.

Will sagen: Es ist normal, wenn ein 3 Monate alter Hund für 100-200 Meter an einer gespannten Leine geht, weil er an einen sehr bekannten und beliebten Ort will. Und es gibt gute und kluge Wege das dem Hund mit der Zeit abzugewöhnen. Aber nichts geht sofort und ganz bestimmt nicht mit Wut oder Gewalt.

Und somit zurück zu Krönchen: Die Tatsache, dass das Eigentum von mir auf die neuen Halter übergegangen war, veränderte alles. Vor dem Eigentumsübergang hatte ich die beiden als freundlich, fast devot bzw. unterordnungswillig mir gegenüber erlebt. Sie setzten alles um, was ich ihnen empfahl und ich hatte stets den Eindruck gehabt, dass sie den Dialog als bereichernd und nicht als bevormundend empfunden hatten. Der Eindruck musste falsch gewesen sein, denn offenkundig hatten sie sich nur untergeordnet in dem Wissen, dass sie mir etwas vormachten mussten, bis zum Zeitpunkt des Eigentumsübergangs, der terminlich kurz nach der Übergabe fix im Vertrag fixiert war.

Das Ende der Zusammenarbeit vollzog sich nach der kurzen Begegnung fast wortlos und zügig. Ich plädierte kurz für Krönchens Recht auf Freude und Energie am Anfang des Lebens und sprach ihnen mein Mitgefühl aus für den Kampf, der sich daraus für sie ergeben hatte (obwohl ich darüber stinkwütend war, da sie alles missachtet hatten, was ich ihnen zuvor beigebracht hatte). Beide Halter schauten mich wütend an. Also schwieg ich nach meinem kurzen Plädoyer für Krönchens Recht auf einen Willen. Der Halter fragte mich tonlos, ob sie noch verpflichtet seien zum Training zu kommen. Ich sagte, dass es keine Pflicht dazu gäbe, schließlich sei Krönchen jetzt ihr Hund, dass ich aber davon ausginge, dass wir gemeinsam darauf schauen würden, wie sie die Umgangsformen mit Krönchen so gestalten, dass sie dauerhaft ein konflitkfreies und bereicherndes Zusammenleben führen könnten für ALLE. Darauf gab es dann keine Antwort mehr von den beiden. Sie drehten sich um und ich sah Krönchen nicht wieder.

Ich musste mir eingestehen, dass ich bei Krönchen versagt hatte darin sie zu schützen. Durch Berichte von Bekannten weiß ich, dass es bei Krönchen und ihren Menschen kam, wie es fast immer in solchen Fällen kommt: Das Trio ging auf eine Odyssee durch andere Hundeschulen und Trainingsmethoden mit teilweise kruden Methoden der Unterdrückung wie sie bis heute in Hundeschulen und bei Trainern im Fernsehen salonfähig sind ohne jedoch den gewünschten Erfolg zu bringen, wie mir gesagt wurde. Wie in fast allen solchen Situationen legte sich wohl alles mit der Zeit von selber (fast alle Hunde „beruhigen“ sich im Alter von 12-18 Monaten und die Halter akzeptieren sie dann so wie sie sind, sofern sie ihren Willen bis dahin nicht effektiv gebrochen haben, was nicht selten der Fall ist).

Nachdem ich getrauert hatte über mein Versagen und klar war, dass ich für Krönchen nichts werde tun können, da sie rechtmäßig ihren neuen Haltern gehört und das Anwenden “moderner Trainingsmethoden” und tingeln durch Hundeschulen kein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz ist, sondern Hundehalter das Recht haben auf einseitigen Machtmissbrauch gegenüber ihrem Hund und dies heutzutage sogar als “Rudelführerstrategie” gefeiert wird von vielen Trainern war klar, dass ich mich verändern, verbessern musste, um nie wieder so eine Erfahrung zu machen. Das hoffe ich getan zu haben mit deutlich veränderten Verträgen, die ich Ihnen vorab gerne vorlege zur Prüfung sobald wir uns einig sind, dass wir uns aufeinander einlassen wollen.

Allerdings habe ich aus dem einen Fehler noch nicht hinreichend gelernt und im nächsten Wurf noch einen Fehler gemacht, der ähnlich, wenn auch nicht identisch war. Was mache ich, wenn ein Hund noch mir gehört (also der Hund noch in meinem Eigentum, aber schon im Besitz der Familie ist, also bereits übergeben worden ist) und der “Noch-nicht-Halter” mich plötzlich aus dem Leben ausschließt und ich den Hund nur noch herausklagen kann? Ich hatte das Recht auf meiner Seite aber wollte ich den Klageweg bestreiten, um die Hündin (Ronja) zurück zu erkämpfen? Ich entschied mich dagegen. Ich klage wahnsinnig ungerne und finde es furchtbar, wenn Menschen einander denunzieren statt miteinander zu reden. Hinzu kommt, dass wir zu der Zeit nur wenig Kraft und Geld gehabt hätten für den Klageweg (Hauskauf, neugeborenes Baby) und so ließ ich Ronja bei ihren Menschen, verzichtete vollständig auf die Schutzgebühr und hoffte es möge Ronja gut gehen bei Menschen, die sich plötzlich wort- und vertragsbrüchig verhielten.

Und so ist sie gewachsen die Überzeugung in mir: Bewerber für einen meiner Welpen müssen sich klar machen welch einen großen Sprung ich mache indem ich ihnen etwas anvertraue, das mir so lieb und wertvoll ist wie eines meiner von mir geborenen Kinder. Was würden Sie tun, wenn Sie an meiner Stelle stehen? Finden Sie es unverhältnismäßig, wenn Sie ein geliebtes Wesen weggeben alles daran zu setzen, dass sich nur diejenigen Menschen bei Ihnen melden, die einen großen Vertrauenbonus sind zu leisten?

Denn ja: Sie müssen einen großen Vertrauensvorschub leisten indem Sie sich mit mir auf einen Adoptionsprozess einlassen, wenn ich mir vorbehalte das Eigentum am Hund auf (vertraglich vorgesehen) unbestimmte Zeit zu behalten auch wenn der Hund schon bei Ihnen lebt. Für gewöhnlich vollziehen wir den Eigentumsübergang irgendwann sechs bis zehn Wochen nach dem Umzug in sein neues Zuhause. Ich kann jedoch aus der Erfahrung der letzten Würfe sagen, dass es bei keiner einzigen Familie ein nervöses Drängeln gab, wann denn dieser Eigentumsübergang endlich erfolgen kann. Ich habe einige Wochen nach dem Einzug und der abgeschlossenen Einarbeitung ein Gefühl dafür, wann der Welpe nicht mehr „mein Hund“, sondern der Hund „der Familie“ ist. Und wenn es nicht mehr „mein Hund „ist, dann will ich, dass das auch so allseitig für alle vollzogen ist. Manchmal ist das schon nach zwei Wochen der Fall und machmal kann das bis zu sechs Wochen dauern. In den letzten drei Würfen habe ich bei keinem einzigen Welpen mehr das Gefühl gehabt, dass es von meiner Seite etwas in Frage zu stellen gäbe.

Ich bitte Sie sich eines klar zu machen, fallls mein Eigentumsvorbehalt Sie sehr beunruhigen sollte und Sie glauben, dass ich damit irgendeinen Vorteil für mich rausholen wöllte. Meine Hündinnen gebären durchschnittlich zwischen sechs und achte Welpen. Die ersten fünf Wochen werden wir uns an den Welpen ausschließlich erfreuen und sie werden uns nur sehr wenig Arbeit bereiten. In der fünften bis achten Lebenswoche fangen die Kleinen an alles vollzuschietern und vollzuschiffen, was sich ihren kleinen Welpenfüßen anbieten wird. Sie werden Dinge wegtragen, uns Zeit und Energie kosten und wir werden anfangen die Tage zu zählen ab wann die Abgabe (endlich!) beginnen wird. Ich werde in dieser Zeit in jeden Welpen ca. 10 Stunden Ausbildungszeit investieren, die meiner Familie und mir nicht zur Verfügung stehen wird.

Und ab der zehnten Woche werden die Welpen soviel Energie und Ideen haben, dass wir wieder dasitzen werden und uns fragen: Warum haben wir uns diesen Quatsch überhaupt angetan? Aufzucht von Welpen im Haus/familiären Umfeld? Behalten bis zur 12./13. Woche? Was für ein Quatsch! Das macht Arbeit, Arbeit, Arbeit! WIr sollten uns auf die Zucht von Goldfischen verlegen. Mehrere Welpen in diesem Alter mit ordentlich dumm tüch im Kopf können einem das Leben reichhaltig ausfüllen und anspruchsvoll machen. All das ist lösbar mit Geschick, Geduld und dem richtigen Wissen – das haben wir – aber es braucht eben alles davon. Und so steigt die Sehnsucht nach der Zeit in der die Welpen dann endlich zu Ihnen ziehen in ihr neues Zuhause und wir hoffen, dass wir von jedem Welpen nur noch eines bekommen: Fotos, Erfahrungsberichte und gelegentliche (gegenseitige) Besuche.

Mein Wunsch einen Welpen zurück zu nehmen, insbesondere nachdem er schon bei seinen Haltern ist, ist bei Null oder noch weit darunter angesiedelt. Nichts fällt mir schwerer als eine Familie auseinander zu reißen und damit Wunden bei allen Beteiligten zu hinterlassen. Ich kann mir, genau genommen, nichts frustrierendes vorstellen als einen Welpen zurück nehmen zu müssen, die Familie mit diesem wahnsinnigen Übergriff traumatisiert zurück zu lassen und am Ende einen Welpen im Haus zu haben bei dessen Vermittlung ich von vorne anfangen muss. Deshalb glauben Sie mir: Nichts bereitet mir größere Bauchschmerzen als eine Vermittlung abbrechen zu müssen, die schon so weit fortgeschritten ist.

Und deshalb möchte ich diesen langen Text mit folgendem Fazit beschließen: Nichts ist mir lieber als Familien, die sich frühzeitig melden, die geduldig den Weg bis zur Abgabe gemeinsam mit der Mutterhündin, den Welpen und mir zusammen gehen und bei denen ich den Welpen loslassen und sicher zuhause wissen kann. Und das Recht, dass ich den Welpen zurück nehmen darf, wenn sein Zuhause sich für ihn nicht als guter neuer Ort erweisen sollte, soll kein Damokles-Schwert sein, das ständig über der Familie schwebt (wie es offenkundig bei dem jungen Päärchen der Fall gewesen war von dem ich oben berichtet habe). Es ist einfach ein Aspekt unseres Vertrages von vielen, den Sie bitte frühzeitig zur Kenntnis nehmen und sich klar machen, ob Sie mit einer Züchterin wie mir zusammen arbeiten wollen und können oder ob Sie das zu übergriffig finden und deshalb doch lieber einen Welpen kaufen anstatt behutsam zu adoptieren.

Kontaktaufnahme
Nun habe ich sehr viel geschrieben und Sie kennen mich schon ein bißchen. Ich kenne Sie noch überhaupt nicht. Ich freue mich, wenn Sie sich bei mir melden und wir in Kontakt kommen. Grundsätzlich funktioniert die erste Kontaktaufnahme bei mir nur “anachronistisch”. Ich nutze keine modernen Kommunikationsformen wie Whatsapp & Co. und auch ein Telefonat bringt uns da meistens nicht weiter.

Schicken Sie mir eine Email. Erzählen Sie mir von sich selbst. Erzählen Sie das, was Sie erzählen wollen. Fügen Sie gerne Bilder anbei. Beschönen Sie bitte nichts, erzählen Sie einfach so wie Sie sind und bringen Sie gerne gleich zur Erwähnung, was Sie ggf. daran zweifeln lässt, ob Sie schon reif sind für eine Adoption/eine spezielle Verpaarung von mir (bspw. Eignung der Rasse o.ä.).

Es gibt keine optimale Länge für diese erste Bewerbung. Manche packen gleich all ihre Sorgen in diese Email rein und sie wird dann sehr lang. Keine Sorge, das erschreckt mich nicht. Dafür bin ich ja da. Ich vermittle gerne Welpen in Wohnungshaltung, gerne helfe ich Familien mit handicap (Eltern/Kinder/Großeltern o.ä.), egal ob seelisch oder körperlich.

Nach der ersten Zuschrift versuche ich Sie zurück zu rufen (daher geben Sie gerne an, wann man Sie gut erreichen kann). Es ist schön, wenn wir dann ca. 10 bis 20 Minuten telefonieren können, um uns kennen zu lernen. Anschließend steht immer das persönliche Treffen an, idealerweise noch vor der Geburt der Welpen (sofern möglich). Dabei gehen wir (selbst wenn die Welpen bereits geboren sind) mit der Mutterhündin spazieren und Sie lernen dabei meine Umgangsformen mit Hund kennen, bekommen einen Eindruck von dem Gemüt der Mutterhündin und somit der Hälfte Ihres zukünftigen Welpen. Sie sind eingeladen alle Fragen und Sorgen bei diesem Treffen so intensiv einzubringen, wie es Ihnen wichtig zu sein scheint. Ziel ist es, dass Sie nach dem Treffen in der Lage sind zu entscheiden, ob Sie sich auf die Adoption eines Welpen von mir einlassen wollen oder nicht. Im Nachgang des ersten Treffen stelle ich Ihnen gerne diverse Unterlagen zur Verfügung.

Wenn Sie sich sicher sind, dass Sie einen Welpen von mir haben wollen, dann setze ich Sie “auf die Liste”. Bitte machen Sie sich klar, dass es ein wahnsinnig aufwändiger Prozess ist, eine ständig fluktuierende Liste zu haben. Natürlich nagele ich niemanden darauf fest, dass er einen Welpen abnehmen muss, weil das der gesamten Herangehensweise für die ich einstehe widersprechen würde. Aus 1001 Gründen kann und darf es sein, dass Sie am Ende doch keinen Welpen von mir nehmen, weil es aus irgendeinem Grund nicht gepasst hat. Ich wäre Ihnen jedoch sehr dankbar, wenn Sie mit der Zusage nicht leichtfertig umgehen, sondern sich klar machen, dass ich ebenfalls niemandem leichtfertig zusage. Ich nehme nie mehr Familien auf die Liste als ich potenziell Welpen erwarte, sondern grundsätzlich weniger (vor der Geburt).

Jeder, der “auf der Liste” steht, wird deshalb auch eine realistische Chance auf einen Welpen bekommen, sofern nichts Unerwartetes dazwischen kommt (wie bspw. Krankheit oder Tod eines Welpen, was ich nicht erwarte aber zum Leben genauso dazugehört wie Geburt und Gesundheit). Ich nehme keine Leute auf Vorrat auf ohne ihnen das zu sagen, sondern jeder weiß genau woran er ist. Wer natürlich als Nachrücker auf die Liste will, bei dem mache ich das gerne. In der Regel haben Nachrücker Welpen bekommen, da manchmal bis zu 50% der Bewerber im ersten Schwung zwischendurch wieder absagen. Ich wünsche mir deshalb, dass die Personen, die einen Welpen von mir haben wollen ruhig und reflektiert an diese Entscheidung herangehen und ich nicht plötzlich den Anruf bekomme (wie schon so oft), dass das Interesse an einem Welpen nicht mehr da ist, weil man gestern spontan bei einem Züchter war und da hat man dann einen Welpen gefunden und der sitzt jetzt übrigens unter dem Tisch und ist ja soooo süß. Ganz ehrlich: Das ist demütigend. Wofür haben wir dann teilweise bis zu 3 Stunden Zeit miteinander verbracht am Telefon und im persönlichen Gespräch? Das wäre auch einfacher gegangen. Schließlich ist jedem von vornherein klar, dass es bei mir keine Welpen quasi „ab morgen“ gibt.

Sie sind frei das zu tun, was Sie wollen – aber bitte sehen Sie eine Zusage mir gegenüber als eine Zusage und keine lose Willensbekundung an – ich tue es nämlich genauso. Damit lassen Sie mir mehr Zeit für meine Kinder, für die Bekümmerung der Welpen und das Erledigen der Dinge, die wichtig sind und rauben mir nicht Zeit für das ständige Auffüllen von Lücken auf meiner Liste nachdem ich den Prozess der Suche nach Adoptionsfamilien schon als abgeschlossen angesehen hatte.