Besuchshunde sind Hunde, die gemeinsam mit ihrem Halter öffentliche Einrichtungen besuchen wie bspw. Kitas oder Schulen. Ihr Halter hat in der Regel keine erzieherische oder pädagogische Ausbildung. Die Ausbildung von Besuchshunden erfolgt gemeinsam mit der Ausbildung von Therapiehunden, da auch hier der Grundsatz gilt, dass vor allem der Mensch ausgebildet wird. Die Ausbildung des Hundes steht nicht im Vordergrund der Ausbildung.
Das liegt daran, dass ich der Auffassung bin, dass man gute Besuchshunde nicht gezielt ausbilden kann. Damit meine ich, dass es nicht möglich ist einen Hund in seinem ersten Lebensjahr in mehr oder minder beliebiger Weise zu erziehen und anschließend mit diesem ca. ein- bis zweijährigen Hund eine Ausbildung zu beginnen in der aus einem „gewöhnlichen Hund“ ein Therapiehund gemacht wird. Es ist nicht der Hund, der sich im Rahmen einer Ausbildung verändern sollte. Es ist der Mensch, der im Rahmen der Ausbildung dazu lernen soll.
Denn die Wahrheit ist: Im Prinzip ist jeder Hund, der als gesund bezeichnet werden kann, ein guter Besuchshund. Oder richtiger formuliert: Jeder Hund, der seelisch als resilient und selbstwirksam, körperlich als gesund bezeichnet werden kann, ist in der Lage ein guter Besuchshund zu sein, sofern er mit Kindern angemessen und ruhig umgehen kann. Es gilt für mich somit der Grundsatz, dass jeder Hund, der der eine angemessene Sozialisierung, Habituierung, Gewöhnung mit Kindern und Erziehung genossen hat, der also als gesund bezeichnet werden kann, auch für die Arbeit mit Kindern geeignet ist. Gesundheit besteht für mich aus den Eigenschaften Störungsfreiheit, Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit, Fähigkeit zur Rollenerfüllung, Fähigkeit in einem entspannten Gleichgewichtszustand zu sein, Fähigkeit zur Flexibilität und Anpassung.
Ebenso wie therapeutische Arbeit kann auch die Arbeit von Besuchshunden im Zweifelsfall vollständig ohne auf Signal hin konditioniertes Verhalten stattfinden, wobei es ggf. in manchen Situationen schwierig sein kann. Es ist hilfreich, wenn sich ein Besuchshund auf Signal hin (Hörzeichen, bzw. umgangssprachlich Befehl) hinlegen kann, damit ihm kinder bspw. vorlesen können.
Besuchshunde erfüllen je nach Anforderung der Einrichtung, bzw. individueller Zielsetzung des Besuchsdienstes bestimmte Funktionen. Diese können typischerweise sehr gut mit Hilfe der sog. Dummy-Arbeit oder mit Hilfe von Longier-Techniken erreicht werden. Die Grundlagen hiervon zu vermitteln und inviduell an die zukünftige Besuchsform anzupassen ist Teil der Ausbildung des Mensch-Hund-Teams.
Die Schulung von Mensch-Hund-Teams für den Besuchsdienst in Hamburg und Umgebung in der tiergestützen Intervention (TGI) stelle ich durch eine Ausbildung mit 40 Zeitstunden sicher. Inhalte sind u.a.:
– Persönlichkeitsanalyse Hund -> Ausdrucksverhalten Hund
– Funktionskreise von Verhaltensweisen
– Theorie der operanten Konditionierung, Verortung und Wichtigkeit der Konditionierung
– Stress beim Hund erkennen
– Trainingstheorien und Wahl optimaler Trainingsmethoden im Rahmen therapeutischer Arbeit
– Interaktionsmodelle Mensch/Hund
– Persönlichkeitsmodelle Mensch (DISG), Identifizierung von Führungseigenschaften beim Mensch
– Rollentheorie, Intra-/Inter-Rollenkonflikte,
– Kommunikationstheorie -> Digitale und analaoge Kommunikation, Konsistente Kommunikation (Theorie & Praxis)
– Therapie-/Interaktionstraining,
– Therapiehundeführer- WErkzeugkasten
– GfK nach Rosenberg -> Konfliktarbeit
– Arbeiten mit therapeutischen Geschichten als Hundeführer (Modell der Hypnosearbeit)
– Konfliktmanagement, Theorie der Eskalationsstufen
– Hygiene / Vorgaben der TVT
– 1. Hilfe am Hund
– Einsatz von Dummy-Arbeit, bzw. Longieren als Hilfsmittel in der Therapie-Arbeit
Die Ausbildung findet in vier Intensiv-Wochenenden in Hamburgs Norden (stadtteil Langenhorn) verteilt über ein Jahr statt. Ungefähr die Hälfte der Ausbildungs-Zeit findet in Begleitung des Hundes statt. Im Anschluss an die Ausbildung kann ggf. eine persönliche Begleitung in der Einrichtung sinnvoll oder notwendig sein. Die Ausbildung beginnt jeweils im Frühjahr und schließt sich zum Jahresabschluss an. Der Hund darf bei Beginn der Ausbildung nicht jünger als 12 Monate sein. Er sollte möglichst nicht älter als drei Jahre alt sein.
Der Hundeführer sollte mindestens 21 Jahre alt sein und mindestens ein abgeschlossenes Studium oder eine abgeschlossene Berufsausbildung haben, Ausnahmen sind nach individueller Absprache möglich. Die Kosten der Ausbildung betragen ca. 1200 EUR.