Eine solide Grundlage psychologischen Wissens über Artgenossen auf zwei Beinen und vier Pfoten ist das Handwerkszeug eines guten Hundetrainers und Züchters. Es ist nicht möglich einen Hund artgerecht aufwachsen zu lassen und ihn in seinen sensiblen Entwicklungsphasen angemessen in die menschengemachte Welt einzugewöhnen ohne das Wesen Hund zu verstehen. Diese Aufgabe fällt in den ersten Wochen nach der Geburt dem Züchter zu, anschließénd wird sie von den Adoptionsfamilien fortgeführt.
Die Adoptionsfamilien müssen keine Experten, Psychologen oder studierten Fachleute sein. Es genügt, wenn sie sich selbst gut kennen, ein gutes Bauchgefühl haben und einen klugen und wachsamen Verstand mitbringen. In der Zeit der intensiven Zusammenarbeit und Eingewöhnung lernt jeder Bewerber das, was nötig ist, um seinem Welpen helfen zu können ein gesunder Hund mit einem stabilen Wesen werden zu können.
Manchem Menschen kann das schwer fallen, da er mit sich selbst noch nicht im Reinen ist, eine schwierige Kindheits- oder Lebensgeschichte in sich trägt oder (noch) selbst in seine eigenen Konfliktthemen des Lebens verwickelt ist, wie bspw. Krankheitsgeschichte (ausgeheilter Krebs, dessen Schreck noch tief in der Seele sitzt) oder eine noch schwierige oder gerade beendete Beziehung, die zu Ende gegangen ist oder beendet werden musste. Solche Menschen brauchen manchmal ein bisschen Hilfe dabei ihre eigenen Wunden anzunehmen, mit ihrem Heilungsprozess im Reinen zu sein und gleichzeitig ein Orientierungspunkt für ihren Welpen sein zu können. Als gelernte Heilpraktikerin verfüge ich über das notwendige Rüstwerkzeug im Thema Traumata und deren Bearbeitung. Als Mensch, der selbst einen schweren Rucksack von zuhause aus mitbekommen hat, weiß ich wie schmerzhaft das Beschreiten des Lebensweges sein kann, wenn man von Zuhause die Erfahrung unsäglichen Leids mitgenommen hat und erst noch herausfinden muss wie Heilung, Zuwendung und Liebe tatsächlich „funktionieren“.
Den Hund in seiner “Umwelt”, seinem Wesen verstehen
In Fachpublikationen internationaler Verhaltensforscher wird das Wort “Umwelt” im Englischen als stehender Begriff verwendet und bezeichnet das Umfeld, das für die Interaktionen eines Tieres mit seiner Umwelt relevant sind. Als Paradebeispiel wird hier die Zecke angeführt, deren Umwelt vor allem durch den einen Lebenszweck definiert wird: Die Suche nach einem Wirt. Eine Zecke kann mehrere Jahre auf einen Wirt warten und orientiert sich dabei nur an einem Faktor: Dem Geruch von Buttersäure, die anzeigt, dass ein Wirt sich in unmittelbarer Nähe befindet.
Es ist hilfreich das Konzept der Uexküllschen Umwelt zu Grunde zu legen, wenn man versuchen will in die Erfahrungs- und Lebenswirklichkeit eines Hundes einzutauchen. Und genau darum sollte jeder Mensch bemüht sein, der einen Hund, also ein Lebewesen einer ganz anderen Art als er selber, in sein Heim aufnimmt und ihn zum erweiterten Familienmitglied ernennen will.
Natürlich ist es ein möglicher Weg sich vorab Vorstellungen und Phantasien davon zu machen wie der zukünftige Partner auf vier Pfoten sein könnte und wie sich das Zusammenleben mit ihm gestalten könnte – es ist dabei jedoch sehr wahrscheinlich, dass wir uns von unerfüllbaren Wunschvorstellungen leiten lassen und somit vor allem eines die ersten Wochen des Zusammenlebens erfüllen wird: Enttäuschung, Frust und/oder Stress. Aus dieser ungleichen Konfrontation der zwei Arten “Mensch” und “Hund” (anfangs noch Welpe) entsteht das, was heute einen profitablen Wirtschaftszweig darstellt ohne dabei häufig von großem Nutzuen für Hund und Mensch zu sein: Die Industrie rund um den Hund aus Dienstleistungen wie Hundeschulen, Verhaltensberatern und Tierärzten sowie Produkten zur Ernährung, dem Halten oder Bespaßen des Hundes.
Das ist es, was ich von dir will mein Hund
Die Begegnung zwischen Mensch und Hund (Welpe) ist grundsätzlich keine auf Augenhöhe, sondern eine Begegnung, die in höchstem Maße ungleich stattfindet – und das bezieht sich keineswegs nur auf die tatsächlich sehr unterschiedlichen Augenhöhen der ungleichen Sozialpartner vierpfotiger Hund und zweibeiniger Mensch. Es ist vielmehr eine sehr ungleiche Ausstattung mit Macht und vorgefertigten Erwartungsmustern. Auf der einen Seite steht hier ein Mensch auf zwei Beinen, der die Spielregeln der Gesellschaft und ihn umgebenden Welt nicht nur kennt, sondern zu einem gewissen Maß auch mitgestalten darf (Wahlrecht, Freiheitsrecht) und auf der anderen Seite der Hund, der außer der ihm angeborenen und erworbenen hündischen Fähigkeiten und Verhaltensmuster nichts kennt oder weiß und von dem Konzept “Adoption”, Zusammenleben mit nur einem Menschen (und nicht einem Haufen an Hundegeschwistern) nicht einmal eine Vorstellung haben kann.
Da ist dann also der Mensch, der vorher über einen langen Zeitraum Phantasien in seinem Kopf und Herzen entwickelt und mit sich getragen hat, die irgendwann zu dem Entschluss geführt haben: “Ja, ich will einen Hund”. Zu allem Überfluss blieb es nicht bei dieser Entscheidung, sondern der Mensch hat Zeit und Mühe darauf verwendet seine Entscheidung noch weiter zu präzisieren: Er will nicht nur einen Hund, er will einen Welpen. Er will nicht nur einen Welpen, der einmal groß wird und ein stattlicher Hund, sondern einen vierpfotigen Vertreter einer ganz bestimmten Rasse oder Mischung mit Eigenschaften, die er sich vorher als passend zu sich selbst oder seiner Familie herausgesucht hat.
Und nun, kleiner Welpe, muss das Kamel durch das Nadelöhr und der Welpe hat in die Vorstellung seines Menschen zu passen. Diese Vorstellungen sind dabei selten so absurd wie bei einem Paar, das bei mir vor vielen Jahren anfragte nach einem Welpen mit der Vorstellung, dass sie bitte den einen einzigen braunen Welpen aus meinem Wurf wollen, weil er so gut zu ihrem Parkett passen würde. (Das war kein Witz, das war ernst gemeint gewesen.)
Es tat mir sehr leid, ich habe dem Paar abgesagt mit Bedauern – nicht, weil ich es bedauerte, dass sie keinen Hund von mir bekommen würde, sondern weil mir der Welpe leid tat, der in ein so skurriles Erwartungskonzept passen solllte und vermutlich alsbald gefunden würde bei einem anderen Züchter. Dabei ist es ein egitimer Wunsch einen Hund mit einem bestimmten Aussehen haben zu wollen. Wie sehr wird der Hund jedoch zum Subjekt dinglicher Erwartungen herabgewürdigt, wenn er zum erweiterten Möbelstück wird, das zum Parkett passen soll? Bei dieser Herangehensweise wird der Hund von vornherein seiner einzigartigen Persönlichkeit beraubt und in erster Linie zum Träger von außen sichtbarer Merkmale erklärt wie in diesem Fall seiner Fellfarbe und dem Passen zum Interieur und Design.
Wie schlimm werden die Konfliktlinien erst werden, wenn der “Parketthund” eben dieses schöne Mahagoni-Parkett mit seinem Pippi oder Kacka verschmutzen wird und schlimmstenfalls sogar ein kleines Rinnsal des Welpenurins in das nur geölte Holz eindringt und unwiderbringlich in der Maserung sichtbar bleiben wird? Und nicht genug der Phantasie: Was passiert, wenn der Welpe in seinem Ungestüm Skulpturen umwirft, Kabel zerbeißt, Nachbarn verbellt, die “Püppi” (eine kleine weiße Hundedame) von gegenüber ungestüm über den Haufen rennt und die Katze der Schwiegermutter durch das halbe Haus jagt bis am Ende überall dreckige Hundepfoten sind auf dem weißen Teppich im Obergeschoss? Von lockerem und entspanntem Gehen an der Leine fange ich an dieser Stelle gar nicht erst einmal an noch zu träumen.
Das ist am Ende für jeden, der einen Hund in sein Leben holt ein gewisser Teil der Realität. Es läuft nicht alles, wie man es sich vorher erträumt hat. Es werden Dinge passieren, die unter Umständen unangenehm sein können im Zusammenleben mit Nachbarn oder Familienmitgliedern und der Hund wird seine eigenen Bedürfnisse entwickeln und ihnen nachgehen wollen, sofern der Mensch ihm nicht genügend Raum einräumt in dem, was der “Umwelt” des Hundes entspricht auch Hund sein zu dürfen.
Abgesehen von so offenkundig herabwürdigenden Erwartungen an das neue Familienmitglied auf vier Pfoten können vorgefertigte Erwartungen eines Menschen an seinen zukünftigen Hund zum Stolperstein werden. Viele Menschen haben den Wunsch, dass ein Hund eine unerfüllte Sehnsucht in ihrem Leben zu stillen vermag. Ich habe viele Frauen kennen gelernt, die nach durchgestandener Krebserkrankung einen Hund als neues “Ja!” zum zurück gewonnen Leben als Wunsch geäußert haben. Viele Familien wünschen sich nach einem schweren Trauma einen Hund für ihr(e) Kind(er). Viele alleinerziehende Mütter entscheiden sich nach der Scheidung von ihrem Mann für einen Hund, Familien deren Kinder behindert sind, chronische Erkrankungen haben oder großes Leid durchstehen mussten suchen oftmals für ihre Kinder nach einem verlässlichen Freund auf vier Pfoten.
Diese Motive sind alle verständlich, menschlich und können zu einer erfüllenden Mensch/Hund-Beziehung führen oder, wenn wichtige Aspekte außer Acht gelassen werden bei der Entscheidung für einen Hund beziehungsweise der Gestaltung des Zusammenlebens mit dem vierpfotigen Familienmitglied zu weiteren Tränen und fotgesetztem Leid führen für die Eltern, Kinder und vor allem den Hund. In meiner Hundeschule stellte sich vor vielen Jahren eine Mutter mit ihrer Tochter und einem hysterischen Australian Shepherd-Rüden vor. Die Tochter war 16, die Mutter Ärztin, die zudem auch noch zwei kleine Zwillinge von gerade einmal drei Jahren hatte zu diesem Zeitpunkt. Sie war frisch getrennt von ihrem Mann, einem Chefarzt und hatte ihrer Tochter nach diesem durchstandenen Elend einen Australian Shepherd Welpen geschenkt (um die Wunden zu schließen und die Tochter dazu zu motivieren, dass sie bei ihr lebe und nicht beim Vater).
Der Welpe kam aus einer scheinbar hervorragenden Zucht, tatsächlich hatte er diverse Verhaltensauffälligkeiten. Um die Familie zu entlasten und dieses Konstrukt aufrecht erhalten zu können haben wir damals ein aufwändiges Betreuungs- und Schlungskonzept für Dschinn entwickelt, das dazu führte, dass Dschinn 90% seiner Wachzeit bei uns verbrachte und morgens von der Tochter vor der Schule gebracht wurde und am Nachmittag gegen 17 Uhr von ihr abgeholt wurde.
Tagsüber haben wir dem Hund neben einem verhaltenstheraputischem Programm, aufwändigem Training und dem für ihn notwendigem Raum und Zwang beigebracht von selber zur Ruhe, ins Spiel und in den Kontakt zum Menschen zu gehen (er hatte schwerwiegende Affektregulationsprobleme). Dschinn hatte, wie viele Jugendliche mit ähnlichen Störungen das Bedürfnis sich selbst, seinen Körper, zu spüren. Stärker als das normalerweise der Fall ist. In den damals noch echten Wintern mit Schnee und Eis sprang er mit Begeisterung in den halb zugefrorenen Fluss vor unserer Tür, wälzte sich anschließend im Schnee und sprang dann mit Wolllust in die Dornen und kratzte sich bis sein Fell blutig wurde. Die Lust am Schmerz verging ihm im Laufe der nächsten Monate, die Lust am Leben ist ihm bis heute geblieben.
Der “Fehler” dieser Familie war, dass sie in ihren eigenen Erwartungskonzepten nach dem idealen Hund für die Familie gesucht hat. Es sollte ein möglichst edler Hund sein (hoher Stellenwert auf Leistungszucht), es sollte ein Hund sein, der ebenso klug ist wie die Familie (daher ein allgemein als klug angesehener Australian Shepherd) und er sollte möglichst sofort kommen als die Trennung durchgestanden war und die Mutter auf ihr Versprechen festgenagelt wurde. Trotz unserer Bemühungen hat Dschinn zwischenzeitlich einmal nach einem der Zwillinge geschnappt – ohne unser frühzeitiges und mehr als intensives Einschreiten wäre dieses Familiensystem schon deutlich früher kollabiert. Heute lebt er bei einer anderen Familie unauffällig, freundlich und in sich ausgeglichen.
Die Motive der Adoption entscheiden über die Zukunft
Wie kann man verhindern in ein Ungleichgewicht zwischen Mensch und Hund zu rutschen ohne dass der Mensch seine Erwartungen wie das Kind mit dem Bade ausschütten muss oder sich klein macht und auf allen Vieren vor seinem Welpen herum kriecht, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein? Das Konzept der “Umwelt”, also Verständnis und Wissen für das, was einen Hund zum Hund macht, sind ein entscheidender erster Schritt.
In übertragener Weise könnte man sagen: Intellektuell und auf Vorstellungsebene auf alle Viere gehen, in Gedanken schnüffeln wie ein Hund, jagen, buddeln und mit den Geschwistern im Welpenverband zusammen leben und verstehen wie es ist ein Hund zu sein, um anschließend die Transferleistung erbringen zu können das Erlernte in die neue Realität des erweiterten Familienlebens “wir & Hund” übertragen zu können.
Lebenswertes Leben
An dieser Stelle kommt das Lebensversprechen, das ich meinen Welpen bei ihrer Geburt in diese Welt gebe, zum Tragen. Ich gestalte die von uns Menschen gestaltete Umwelt im Rahmen meiner Möglichkeiten so, dass die Welpen artgerecht die Entwicklungsphasen durchlaufen können, die schon vor der Geburt im Bauch der Mutter beginnen, um ein Hundeleben lang angemessen agierende, gut sozialisierte und habituierte Hunde sein zu können, die stets angemessenes und in sich ruhendes Verhalten zeigen können, dass weder sie selbst noch den Menschen massiv überfordert.
Das heißt in keinster Weise, dass meine Welpen altruistische dem Menschen zum Gefallen zurecht erzogene Hunde sind – es heißt, dass meine Hunde das sein dürfen, was sie sind: Hunde. In diesem Fall gesunde Mischlinge, die von Eltern abstammen, die kooperationswillig und sanftmütig im Umgang mit Menschen sind. Jeder von ihnen wird eine einzigartige Persönlichkeit haben, die ihn von seinen Geschwistern spätestens im Alter von 8-10 Wochen unverkennbar unterscheiden wird, in der Regel schon deutlich früher.
Die Werte sind das Fundament der Beziehung
Ich hoffe, dass vor allem Werte wie Zugewandtheit, Dialogfähigkeit und auch Kritik- und Konfliktfähigkeit die Beziehung zwischen Ihnen und mir als Züchterin ausmachen wird. Als Hundetrainerin habe ich einen enormen Wissensvorsprung und kann Ihnen die richtigen und nötigen Techniken vermitteln, die Ihnen helfen werden die alltäglichen Dinge mit Ihrem Hund gelingend meistern zu können.
Das ist die eine Seite der “Arbeit”, die uns verbinden wird. Auf der anderen Seite steht, dass ich keine Ahnung habe von Ihnen, Ihrer Familie und Ihrem Leben. Sie selbst sind die besten Experten für das, was Sie brauchen und wollen. Ich versuche Ihnen das Werkzeug und Wissen über Ihren Welpen zu vermitteln, das Sie befähigt souverän durch schwierige Situationen des Alltags mit Ihrem Hund gelangen zu können. Ich helfe Ihnen dabei das alltägliche Zusammenleben in Ihren eigenen vier Wänden so zu gesalten, dass sich alle damit wohl fühlen und niemand in seinen privaten Rückzugsräumen tangiert oder daraus verdrängt wird.
Gemeinsam eruieren wir, ob Sie Ihren Welpen mit ins Bett nehmen wollen oder ob es für Sie besser ist, wenn Ihr Welpe von vornherein lernt weder auf Sofas noch in Betten zu kommen. Wir überlegen uns gemeinsam, welche Räume er in Ihrem Haus betreten darf und welche für ihn besser tabu bleiben sollten (wie bspw. Kinderzimmer oder Arbeitszimmer in denen möglichst keine Kabel oder Spielzeuge kaputt gebissen werden sollten in den ersten Wochen der Nagelust eines noch jungen Hundes).
Die ersten großen strukturellen Entscheidungen treffen Sie und ich gemeinsam, bzw. Wir besprechen sie miteinander nachdem Sie sich klar gemacht haben, was Sie für sich wollen und wo Ihre Wohlfühlgrenzen im Zusammeleben mit einem Hund sind. In dem dabei stattfindenden Dialog lernen Sie worauf es ankommt in der Gestaltung des Zusammenlebens mit einem Welpen / Junghund / Hund. Es ist sowohl für Anfänger als auch hundeerfahrene fast immer hilfreich mich als Dialogpartner mit im Boot zu wissen. Ich erfülle dabei zwei Rollen, die manchmal leider dazu führen können, dass ich in einen Konflikt zwischen diesen Rollen gerate.
Advocatus Hundi
Einerseits bin ich die Fürsprecherin des Hundes in allen Belangen. Diese Rolle ist sehr wichtig, da der Welpe seine Gefühle, Wünsche und Probleme nicht verbalisieren kann. Es ist fast immer so, dass die Interessenten für einen Welpen schon vorgefertigte Meinungen darüber haben, was für einen Welpen gut ist und was ihn ggf. Überfordert. Dabei sind diese Annahmen sehr oft falsch und führen dazu, dass sich bei einem der Familienmitglieder beispielsweise Sorgen oder Ängste anfangen aufzubauen und das Thema Adoption eines Welpen mit Angst/Sorge belastet wird (was in der Folge dazu führt, dass Streit zwischen Partnern oder Eltern und Kindern entstehen kann). Eine der wichtigsten Fragen ist am Anfang mit allen Familienmitgliedern (oder den [Ehe]Partnern) zu klären, in welche Bereiche des Hauses/Wohnung darf der Hund und in welche nicht? Wo hat er uneingeschränkten Zutritt und wo grenzen wir den Hund wie ggf. Aus?
Die Frage der räumlichen Abgrenzung ist alles andere als banal und entscheidet nicht selten über Erfolg und Misserfolg einer Adoption (und damit meine ich weniger den Erfolg in dem Sinne, dass ich den Hund abzugeben bereit bin, sondern darüber, ob alle Familienmitglieder den Einzug des Welpen am Ende als bereichernd erleben und die freudigen Momente überwiegen und Konflikte bestenfalls ein kleines Murren, aber kein lautes Toben der Beteiligten sind). Oftmals herrscht unter Ehepartnern ein sehr unterschiedlicher Wunsch in Bezug auf den Umgang mit dem Hund. Oftmals haben die Kinder Wünsche, die die Eltern für unrealistisch oder falsch halten – hier sind dann zwei Perspektiven geneinander zu stellen: Wie geht es dem Hund damit und wie geht es den beteiligten Menschen jeweils damit). Ich spreche in solchen Situationen dann für den Hund und kann seine Perspektive beisteuern, um zu guten allseitig tragfähigen Entscheidungen beizutragen.
Hinzu kommt, dass ich neben meiner Rolle als Advocatus Hundi (Anwältin des Hundes) manchmal auch zum Advocatus Homini (Anwältin des Menschen) werde. Es kommt vor, dass einer der (EheI)Partner sich untergebuttert fühlt und manche Fragen zum zukünftigen Umgang mit dem Hund nur schleppend zwischen den Partner gelöst werden können. In solchen Situationen rutsche ich manchmal in die Rolle eines allparteilichen Mediators und spreche nicht nur für den Hund, sondern schaue wie und ob ggf. Ein Interessenausgleich zwischen den Partnern notwendig ist, um zu einer guten Entscheidung zu kommen.
In solchen Situationen kann interessanterweise das Pendel “wer hat mehr Recht/Macht” in alle Richtungen ausschlagen. Es kommt vor, dass die Frau mit dem Wunsch “der Hund soll mit mir auf dem Sofa kuscheln und manchmal auch ins Bett kommen dürfen” den Partner völlig aus seinen Grenzen heraus treibt und er dem Thema “Hund” nur noch murrend zustimmt und wenig enthusiastisch bei der Sache dabei ist. Dabei nimmt er die Rolle des Bremsers und sie des Gasgebers ein und die beiden spielen ein Stipp/Stopp, das vermutlich zu großem Knall führen kann, wenn es nicht VOR dem Einzug des Welpen in die Familie zu einer allseitig tragfähigen Lösung für die unterschiedlichen Wünsche des Partners gibt.
Es kommt aber auch vor, dass die Unsicherheit darüber, ob eine Familie einem Hund ein artgerechtes Zusammenleben ermöglichen kann groß ist und eine Familie gar nicht weiß, ob sie einen Welpen adoptieren soll oder ob sie den Wunsch lieber noch weiter träumen sollte bis sich die familiäre, berufliche oder wohnliche Situation in der nahen oder fernen Zukunft verändert. Es gibt so viele mögliche Konstellationen und es kommt bei vielen Familien vor, dass wir den gemeinsamen Weg zunächst mit einem Adoptionsberatungsgespräch beginnen und die Frage eruieren, ob ein Welpe/Hund überhaupt in das Leben der Familie passt und wenn ja unter welchen Parametern. Dabei ist jede Entscheidung richtig und gut, wenn sie am Ende von der Familie angenommen und als “die Richtige” umarmt werden kann.