Gesundheit

Definitionen der Gesundheit:
Zustand vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen.
WHO

Körper folgt Bewusstsein
Weisheit des Taoismus

Gesundheit ist Harmonie und Gleichgewicht von Körper und Umwelt, zwischen Yin und Yan, d.h. zwischen inneren und äußeren Organen, zwischen Aktivität und Ruhe. Dazu fließt das Qi (Lebensenergie) frei und im angemessenen Rahmen. Gesundheit in der TCM

Gesundheit ist nicht eindeutig zu definieren. Vielmehr ist sie schwer fassbar, bzw. nur schwer zu beschreiben. Gesundheitsvorstellungen sind eher soziale Konstruktionen als klar definierte Zustände. Gesundheit wird wie Krankheit sozial produziert (sic!). Was man anders auch formulieren kann als „Körper folgt Bewusstsein“. Oder konkret ausgedrückt so wie wir uns fühlen, so gesund sind wir auch.

Sind wir glücklich, fühlen uns geliebt, empfinden uns als selbstwirksam, fähig das eigene Leben wirksam und gelingend zu gestalten, bzw . zu führen, fühlen wir uns mit dem, was uns umgibt wohl und beschenkt, dann können wir das Leben auch umarmen und unseren Körper und uns selbst lieben. Was eine mögliche Definition von Gesundheit sein könnte.

Sehr häufig wird Gesundheit nur als Gegenstück zur Krankheit verstanden. Das hat sich auch in der Definition von Gesundheit nidergeschlagen, die bis in die 1980 Jahre verwendet wurde.  Im Humanbereich ist die Definition von Gesundheit mittlerweile sehr viel umfassender. Das zeigt sich schon in der Definition der WHO (s.o.), dass Gesundheit mehr sei als das Freisein von Krankheit und Gebrechen. Der kurze prägnante Satz, dass sie ein Zustand des vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens sei ist einerseits hilfreich, weil er aufzeigt, dass Gesundheit auch eine seelische und soziale Komponente besitzt.

Und genau dieses Verständnis ist mir sehr wichtig! Im Hundewesen wird Gesundheit häufig nur auf gute Gelenke und das Freisein von (erkennbaren) Krankheiten definiert wie bspw. Krebs, Zahnfäule, Herzerkrankungen oder andere chronisch degenerative Erkrankungen. Wer Gesundheit so erfasst, verhält sich als ob er die Welt durch ein Fernrohr sehe. Die Welt ist mehr als das, was wir durch zwei Linsen sehen können. Gesundheit ist mehr als die körperliche Ebene und sie ist mehr als nur das „Nicht-Kranksein“ auf dieser oder anderen nicht durch das Fernrohr erfassbaren Ebenen.

Aber was ist dieses „Mehr“? Wie kann man den Zustand vollständigen Wohlbefindens auf körperlicher, seelische und sozialer Ebene etwas greifbarer machen? Etwas weniger subjektiv. Etwas sperrig, aber durchaus intuitiv begreifbar hat Seedhouse in den 1980er Jahren Gesundheit folgendermaßen definiert:

• Gesundheit ist ein Idealzustand mit völligem Wohlbefinden ohne jede körperliche, psychische und soziale Störung;
• Gesundheit ist eine persönliche Stärke, die auf körperlichen und psychischen Eigenschaften beruht;
• Gesundheit ist Leistungsfähigkeit zur Erfüllung gesellschaftlicher Anforderungen;
• Gesundheit ist ein Gebrauchsgut (Ware), das hergestellt und „eingekauft“ werden kann.

Die vier Dimensionen der Gesundheit sind für jeden gut nachvollziehbar, aber merken kann man sich diese Definition kaum. Das macht sie im Alltag eher unnütz und somit auch im Diskurs über die Frage was die Gesundheit eines Hundes ausmache eher hinderlich. Eine deutlich prägnantere Definition von Gesundheit liefert Franke. Gesundheit liegt vor, wenn die folgenden Parameter bei einem Individuum vorliegen (oder beim Hund von außen erkannt werden können):

• Störungsfreiheit
• Wohlbefinden
• Leistungsfähigkeit
• Rollenerfüllung
• Gleichgewichtszustand (Homöostase)
• Flexibilität (Heterostase)
• Anpassung.

Nach dieser Definition wäre ein Hund als gesund zu bezeichnen, wenn er frei ist von Störungen (einfach formuliert Krankheiten + Störungen auf anderen Ebenen wie bspw. der Psyche), er sich erkennbar wohl fühlt, leistungsfähig ist, seine Rolle(n) in der Lage ist zu erfüllen, er in einem inneren Gleichgewichtszustand ist (und nicht ständig im Ungleichgewicht, gestresst oder hysterisch), flexibel auf Anforderungen von außen reagieren kann und in der Lage ist, sich an die Umwelt anzupassen.

Voila! So definiere ich Gesundheit für meine Hunde und genau solche Hunde trainiere ich, bilde ich aus und züchte ich. Wobei diese Behauptung natürlich falsch ist, ließe ich sie so stehen. Denn die Rollen, die ein Hund zu erfüllen hat, sucht er sich nicht aus. Die Rollen werden ihm zugewiesen von seiner Familie, bzw. seinem Halter und ggf. anderen Zweibeinern aus seinem Umfeld. Natürlich kann es durch zufällige Fügung so sein, dass ohne Rücksicht auf die Ressourcen des Hundes Rollen definiert werden und dieser Hund die Rollen auch erfüllt, obwohl die Familie sich nie die Frage gestellt hat, ob dieser Hund auch in der Lage ist die an ihn herangetragenen Anforderungen (Definition Rolle = Summe der Erwartungen von außen) zu erfüllen.

Und da kommt ein ganz wesentlicher Teil meiner Art zu züchten ins Spiel. Ich gebe meine Hunde nicht einfach ab. Ich erlaube den Familien meiner Welpen und Hunde nicht, ihre Erwartungen an den Hund ungefragt und unreflektiert über den Welpen zu ergießen ohne dass geschaut wird, ob diese Erwartungen auch zu ihm passen. Für diese Art Mensch und Hund braucht es in der Regel keinen erhobenen Zeigefinger. Viel schöner ist es den positiven Weg zu gehen. Auf diesem zeige ich durch Rollenbeispiele auf, was ein Hund kann, welche Rollen er erfüllen kann, heute (bei Abgabe) und später (1-10 Jahre nach der Abgabe), wenn ihm die Möglichkeit wird, weiter zu reifen.

So kann jeder Mensch sich ein eigenes Bild von den Rollenerwartungen machen, die ein Hund erfüllen kann und so seinen Erwartungskorridor definieren und – sofern einer vorhanden war – ggf. neu orientieren und anpassen.

Ist Gesundheit bezogen nur auf den Istzustand oder auch auf die Zukunft?

Welpen, die von mir abgegeben werden, erfüllen nicht nur bei Abgabe, sondern im Idealfall auch in 1,2, 5 und 10 Jahren nach der Abgabe alle oder zumindest die meisten Kriterien von Gesundheit noch. Das ist jedoch nicht immer der Fall. Wird ein gesunder (ich spreche oft auch von einem intakten Welpen, um besonders die Resilienz (Störungsfreiheit) der Seele hervorzu heben) Welpe abgegeben, kann auch ein resilient aufgezogener Welpe „kaputt“ gehen, bzw. krank werden, wenn er in ein Umfeld gerät, das selbst krank ist und weder seine eigenen Grenzen und Möglichkeiten kennt, bzw. nicht spürt.

Obwohl ich um diese Tatsache weiß, vermittle ich Welpen in Familien mit Störungen, Krankheiten und blinden Flecken (Problemen innerhalb des Systems Familie wie bspw. ungelösten Konflikten in der Eher zwischen den Partnern, Konflikten mit den Kindern, etc.). Hunde haben die Gabe ihre Menschen stärker zu machen und mit ihnen zusammen durch die Hölle (die seelische Hölle des Menschen, sein eigenes Innenleben) zu gehen und oftmals ihre eigene Resilienz dabei zu zum Teil oder gar vollständig zu behalten. Wobei diese Fähigkeit interindividuell unterschiedlich stark ausgeprägt ist von Hund zu Hund und auch von Wurf zu Wurf, bzw. Rasse/Verpaarung.

Natürlich ist auch das Maß der Störungen innerhalb der adoptierenden Familie entscheidend. Allerdings wird von mir niemand abgewiesen, wenn ich das Gefühl habe, dass die „Störungen“ (Krankheiten, gelösten oder ungelösten Konflikte), die ich innerhalb der Familie ausmache (und ich mache sie fast immer aus ohne dass sie mir benannt werden – manchmal teile ich das den Familien mit, sofern es hilfreich ist, meist beobachte ich jedoch still, wenn es keinen Grund gibt etwas zu benennen) zu groß sind. Wie gesagt: Ich weise nicht ab, wenn ich merke, dass eine Last zu groß sein könnte für einen Welpen. Ich spreche dann an und gebe es in die Hand der Familie, ob am Ende die Vermittlung zu Stande kommt.

Viele Familien/Erwachsene können es nicht aushalten, wenn sie auf ihre eigenen blinden Flecken oder ungelösten Konflikte angesprochen werden. Sie brechen dann die Brücken ab und beenden die Vermittlungsarbeit oft mit bitteren Worten in meine Richtung. Manche (wenige) halten das aus und es entsteht ein besonders gewinnbringender und lohnender Vermittlungsprozess. Obwohl mich solche Prozesse in besonderer Weise fordern, kann ich auch sagen, dass sie mich fördern. Ich verspüre großes Glück, bis hin zu Dankbarkeit, wenn es gelingt einen „figgelinschen“ Vermittlungsprozess in gute Bahnen zu bringen bei dem „nebenbei“ auch noch ungelöste Konflikte in der Familie angesprochen und somit ins Tageslicht gehoben worden und ich sehen kann wie die Familienmitglieder in neue Rollen und Selbstwirksamkeit kommen nach oft Jahren des Stillstands in der Familiendynamik.

Ein Jack Russel Terrier als Beispiel

Die Definition von Gesundheit nach Franke (die verschiedenen Dimensionen von Gesundheit wie Störungsfeiheit, Rollenerfüllung, etc.) trifft mein Verständnis von Gesundheit am Ehesten. Ich erweitere diese wortbezogene Defintion für mich noch um den Glaubenssatz des Taoismus, dass der Körper dem Bewusstsein folge. Die Vorstellung, dass die Möglichkeiten oder Einschränkungen des Körpers dem folgen, was in unserem Seelenleben passiert, ist für mich ein wesentlicher Schlüssel zum Verständnis von Erkrankungsdynamiken. Sowohl psychischer als auch körperlicher, die oft nur schwer voneinander zu trennen sind.

Was praktisch bedeutet, dass sich im Regelfall zunächst seelische Störungen/Auffälligkeiten manifestieren, bevor körperliche Beschwerden/Veränderungen zu beobachten sind. Sprich: Erst kommt etwas von außen, was die Seele ins Ungleichgewicht bringt, daraus folgt dann entweder eine Verhaltensaufälligkeit und/oder eine körperliche Dysbalance (Erkrankung).

Ich will eine Geschichte erzählen, die ich so vor ca. 10 Jahren erlebt habe, um vom Abstrakten ins Konkrete zu kommen: Ein aktiver, quirliger Terrier namens Jack (ein Mischling u.a. aus dem sehr aktiven Jack Russel Terrier und ggf. Dackel) störte seine Halterin mit seiner Bellfreudigkeit sehr. Er war erst 9 Monate alt, doch sein Verhalten war für sie nicht zu tolerieren. Eine Veränderung des Verhaltens „Bellen“ musste sofort her. Seine Halterin betrieb ein Schneiderfachgeschäft im Zentrum einer Kleinstadt und hatte ihren Hund gerne im Laden dabei. Gleichzeitig wollte sie keine Kunden verlieren, die entweder erschrocken oder genervt den Laden verließen aufgrund des kläffenden Hundes.

Als Unternehmerin, die ständig am Rande der Wirtschaftlichkeit arbeitete, hatte sie kaum mehr Geld übrig als nötig war für die alltäglichen Ausgaben. Einen teuren Hundetrainer (wie mich) zu bezahlen war für sie nicht möglich. Also fragte sie erst Freunde um Rat und dann google. Das Ergebnis war: Sprühhalsband hilft gegen Bellen und kostet nicht viel.

Also kaufte sie sich ein Sprühhalsband, das immer dann Zitronenduft versprühte, wenn der Hund bellte. Dieser Reiz (akustisch, geruchlich und haptisch, also das Gefühl plötzlich „eingenebelt“ zu werden) sollte dem Hund das Bellen vergrämen. Es sollte eine Assoziation zwischen der Handlung „ich belle“ und dem Reiz „Zitronenstrahl“ hergestellt werden, die zur Löschung des Verhaltens „Bellen“ bei Eintreten von Kunden in den Laden führte. Gleichzeitig sei es nicht schmerzhaft und somit für den Hund ja nicht schlimm.

Jack hörte im Laden auf zu bellen nachdem er wenige Tage mit dem Sprühen Erfahrungen machte. Dieses Problem war also gelöst. Gleichzeitig zeigte er neue Marotten. Der zuvor im Außen freundliche Hund wurde nun „aggressiv“ (so empfand es die Halterin). Er schmiss sich wie ein Irrer auf andere Hunde, die ihm begegneten und führte sich auf wie der Feuerteufel persönlich, wenn ein Hund auf derselben Straßenseite an ihm vorbeiging. Nur wenige Wochen später genügte schon der Anblick eines anderen Hundes auf der anderen Straßenseite und Jack kläffte als ob ihn jemand zu prügeln drohte. Was einmal hilft, hilft auch zwei mal. Also band die Halterin Jack das Halsband nun dauerhaft um.

Und nun tat das dauerhaft getragene Sprühhalsband erneut seine Wunder. Jack bellte nicht mehr. Die Halterin war zufrieden. Er zerlegte Teile ihrer Tapete, war im Laden nur noch in einem aus Holz gezimmerten Verschlag/Bereich, da er sonst alles zerlegte, was ihm zwischen die Zähne kam, auch Stromkabel, etc. Doch sein Verhalten wurde ruhig im Sinne des Nicht-Bellens. Das Ziel war erreicht, Jack war im Laden, im Außen und auch sonst nicht mehr zu hören.

Jack fing an inkontinent zu werden. Er zerlegte auch noch im fortgeschritteneren Alter (1-2 Jahre) Sachen in der Wohnung seiner Halterin, was er vorher nicht getan hatte. All den neuen Übeln (Verhaltensweisen) konnte die Halterin mit konsequentem Strafen ein Ende setzen. Jack lief schlussendlich stumpf neben ihr her. Sein Blick wurde so leer wie der ihre.

Jack verstarb im Alter von 8 Jahren an einer chronisch degenerativen Erkrankung. Natürlich ist es reine Spekulation, dass es einen Zusammenhang gab zwischen seinem frühen Versterben an einer chronischen degenerativen Erkrankung und der anhaltenden Misshandlung durch seine Halterin. Vielleicht ist es auch Zufall. Vielleicht ist es kausal.

Ich stelle die These auf, dass es einen Zusammenhang dazwischen gab oder zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit geben haben könnte. Ich könnte an dieser Stelle noch viele weitere Beispiele bringen, die davon erzählen wie Menschen durch Nicht-Verstehen-Wollen ihres Hundes, durch das reine Unterdrücken ungewollten Verhaltens ihren Hund ins Elend stürzen und ihm Schritt für Schritt sein Lebensglück nehmen.

Doch ich will mich auf das beschränken, was ich gestalten kann: Ihr Glück und das Ihres Welpen (miteinander). Die Gesundheit des Welpen ist mir von vornherein anvertraut und sie ist mir wichtig und heilig.

Bevor ich zu meiner Arbeit mit Welpen gekommen bin, habe ich eine Hundeschule und eine Huta betrieben. Da ich nicht nur traurige Geschichten oder Beispiele erzählen will, will ich auch ein Beispiel vom Erfolg und Wiederherstellung von Gesundheit erzählen:

Der Dackelmischling Bruno

Der Dackelmischling hieß Bruno und machte seinem Namen als ich ihn kennen lernte alle Ehre. Bruno war klein, winzig genau genommen, er sah fast aus wie ein zu groß geratenes Eichhörnchen und wieselte flink auf seinen Beinen wie eine Mischung aus Zwergdackel und Kaninchen herum.

Seine Halterin kam verzweifelt zu mir in die Huta/Hundeschule und bat um Hilfe. Ich war damals neu im „Hundebusiness“ und jung, weshalb ich mich schwer damit tat ihr zu sagen was sie ändern könne, damit Bruno sein Verhalten (Problemverhalten Kläffen in fast allen Situationen in denen es eng war oder zu langsam für Bruno ging) änderte.

Natürlich kannte ich die üblichen Hundetrainermethoden. Aber diese waren mir nicht gut genug. Weder mit positiver operanter Konditionierung (Belohnung bei erwünschtem Verhalten) erreichte man das Niveau an Erfolg, das ich erreichen wollte noch mit negativer operanter Konditionierung (Bestrafung bei unerwünschem Verhalten, siehe die Geschichte von Jack bspw. durch Wurfkette, Schmerz oder Sprühhalsbänder, etc.). Ich wollte mehr. Ich wollte Gesundheit, Glück, Hundsein und Erfolg für Mensch und Halter. Und ich wollte erkunden wie das geht, da ich selbst keine Problemhunde hatte an denen ich „üben“ konnte.

Ich bat die Halterin um ihr Vertrauen und ermunterte sie Bruno für symbolisches Geld zu uns in die Huta zu geben und mir zu ermöglichen an mehreren Tagen pro Woche mit ihm zu arbeiten/den Tag zu verbringen und mein Bestes zu probieren Bruno in ein anderes Sein zu verhelfen. Ich nahm Bruno sogar für eine Woche ganz bei mir auf als die Halterin auf Studienreise ging und nutzte die Gelegenheit, um meine Standardmethode an Bruno auszuprobieren: Fahrradfahren bis an und über die sportliche Grenze.

In dieser Woche fuhr ich jeden Tag bis zu 20km am Fahrrad mit Bruno. Ich fing an ihn an ausgewählten Orten nach ca. 10-15km am Fahrrad auch frei laufen zu lassen und begann nach ca. 5 Tagen das Training mit positiver Verstärkung.

Bruno war nach fünf Tagen Radfahr-Auspowerns so weit, dass er schlicht keine Power mehr hatte sich unnötig zu echauffieren, wenn auf der anderen Straßenseite ein Hund um die Ecke bog. Vielmehr fragte er sich ca. 1-2 Sekunden, ob es die Energie (Aufregung) wert war, oder ob es für ihn nicht eine günstigere Alternative gab als sich aufzuregen, nämlich einfach mit mir am Fahrrad weiter zu laufen und den Hund (nah oder fern) zu ignorieren. Das war genau die Sekunde, die ich brauchte, um Bruno ein Leckerchen-Angebot machen zu können, bzw. seine Idee aufzugreifen, gemeinsam weiter fahren zu können.

Bruno nahm das Angebot im Frieden zu bleiben sehr dankbar an, ignorierte den Hund und wir konnten in großem angemessenen Abstand problemlos an dem Hund Leckerchen gebend/fressend vorbeigehen.

Dieser kleine Schritt wirkt auf manch einen Laien nicht sehr bemerkenswert. Tatsächlich ist es ein riesiger Schritt. Mit der von Bruno aktiv getroffenen Entscheidung im Frieden zu bleiben und nicht in den unfrieden zu wechseln beim Annblick eines fremden Hundes schreibt Bruno neue neurologische programmierungen auf seiner Festplatte (Gehirn). Der bekannte Neurologe Gerald Hüther spricht dabei auch von neuronalen Wegenetzen. Bruno legt mit einer einzigen Entscheidung lediglich einen neuen Trampelpfad an in einem bisher dicht zugewachsenen Dschungel.

Doch dieser erste Schritt ist der Wichtigste. Nun hat Bruno einen neuen Weg, wie er mit einem Reiz von außen umgehen kann. Je häufiger er diesen Weg betritt, desto breiter wird er. Wird dieser Weg in Zukunft zuverlässig betreten, wird er sich mit jedem Beschreiten erweitern, verfestigen. Bis schließlich eine Autobahn daraus werden kann, die er mühelos befahren und in hohem Tempo entlang fahren kann.

Bruno hatte einen neuen Trampfelpfad errichtet, der ihm nun zugänglich blieb, solange die Halterin und ich ihn an diese Entscheidung erinnerten und die Möglichkeit aufrecht erhielten, dass er ihn betreten konnte.

Der Erfolg mit Bruno manifestierte sich dauerhaft in allen Bereichen ohne dass wir viel dafür tun mussten. Leckerchen, Fahrrad, Konsequenz, gemeinsam verbrachte freudige Stunden und ggf. Ausweichmanöver, wenn ein fremder Hund auf der Straße näher zu kommen drohte als Bruno es schon aushalten konnte. Das war auch schon alles. Normales Leben mit Bruno, kein großes Training und besonders kein Schimpfen, Drohen oder Alpha-Menschen-Gehabe.

Bruno machte seinen Erfolg ganz alleine. Wir waren bloß Wegbereiter. Bruno merkte wie gut es ihm tat im Frieden zu bleiben. Jedes Lebewesen will im Frieden sein. Niemand will Unfrieden oder gar Hysterie (Orientierungslosigkeit). Panisches Bellen eines Hundes ist nichts weiter als Hysterie, bzw. Orientierungslosigkeit in der Situation.

Ein Hund, der sich orientiert fühlt, weil er einen Trampelpfad (oder Weg/Autobahn kennt), der ihn auf einem sicheren und friedlichen Weg weiter bringt, wird diesen gerne betreten. Manchmal braucht er zwar ein Stopp-Schild, wenn er droht in seine alten konditionierten Stressmuster zu rutschen, doch meist braucht es nicht viel mehr als das: Ein kurzes deutliches Stopp, dann ein Wegweiser in richtung „friedlicher Weg“ und der Hund entspannt sich sichtlich und beschreitet den Weg des Friedens.

Brunos Geschichte war eine Geschichte des Erfolgs für alle Beteiligten auf Dauer. Natürlich wurde sie das nicht von heute auf morgen. Natürlich gab es immer wieder Einbrüche, mal Rück- und dann wieder grandiose Fortschritte. Lernen ist nicht linear, sondern disruptiver, manchmal sogar zirkulärer Prozess mit unplanbaren Vor- und Rückschritten. Die Gründe für das zirkuläre und nicht lineare „Erfolgreich-Werden“ sind vielfältig. Unter anderem musste die Halterin erst lernen, was für Bruno wann möglich ist, sie musste selbst lernen wann sie wie viel und in welcher Weise für positive Verstärkung sorgen sollte. Ihr Timing war anfangs schlecht, ihre Hilfestellung miserabel und Bruno selbstverständlich ein ungnädiger Richter, der ihren Lernprozess keineswegs geduldig tolerierte, sondern von ihr das Niveau verlangte, das er von der Arbeit mit mir kannte und erwartete. Aber auch einfache Rückschläge durch Pech waren und sind für jedes Mensch/Hund-Team ein Faktor, der Rückschritte verursachen kann. Doch unabhängig davon hatten die beiden eine Richtung auf ihrem Weg: Die Richtung war zunehmender Frieden und Lebensglück miteinander.

Bruno lebt noch heute und meine Arbeit mit Bruno ist über zehn Jahre her. Die Bruno-Geschichte zeigt, dass Gesundheit sehr wohl eng zusammen hängen kann mit der Weise in der wir mit unserem Hund zusammen leben, den Alltag gestalten und das Training betreiben. Man kann es mit den alten Griechen auch so formulieren: πάντα ῥεῖ (Pantha rei) = alles fließt. Alles ist im Fluss miteinander. Fahren wir mit einem sportlich aktiven Hund, der in den besten Lebensjahren ist und danach dürstet lange und sportliche Strecken am Fahrrad zu laufen, schenken wir ihm das, wonach seine Lebensenergie verlangt: Bewegung!

Fahrradfahren als Quell von Gesundheit und Lebensglück

Ein junger energetischer Hund, der am Fahrrad laufen darf, macht so viele Erfahrungen, die neurologisch von unschätzbarer Bedeutung sind und die sein Lebengslück und somit Gesundheit beeinflussen:

– Ich bin mit meinem Menschen, ich laufe neben ihm, mein Mensch kann so schnell wie ich sein und schneller, ich bin dabei glücklich und fühle mich mit meinem Menschen und meiner Umwelt wie eins
– Ich erlebe (mit meinem Menschen) Autos, Fahrräder, Passanten oder Hunde nur aus der Distanz heraus, ziehe in der o.g. wohligen Weise an ihnen vorbei und genieße das Sein, das Tun, das Handeln und fühle mich dabei wohl
– Ich erfahre meinen Körper, meine Grenzen und fühle mich wohlig ausgeglichen, wenn ich nach Hause komme
– Zuhause lege ich mich gerne hin, bin gerne ruhig, fühle mich dabei in meinem Körper wohl und kann Frieden und Ruhe genießen ohne den Drang nach einer Beschäftigung Ausschau zu halten
– Störungen kann ich ignorieren, da ich in mir selbst ruhe und der Zustand des Friedens mit Innen und Außen mir nicht nur bekannt, sondern auch zugänglich ist
– Ich habe tägliche Strukturen / Abläufe auf die ich mich verlassen kann in denen meine Bedürfnisse (Nahrung, Bewegung, Ruhe, Gemeinschaft, Erregung, Frieden) erfüllt werden
– Mein Mensch ist mein Freund. Er kann mich lesen und ich kann mich ihm so mitteilen, dass er mich versteht

Nun sind die o.g. gesundheitsfördernden Aspekte nicht zwangsläufig mit dem Fahrrad-Fahren verbunden. Theoretisch kann es auch anders gehen. Doch es ist der einfachste Weg all dies mit nur einer Maßnahme zu erreichen, die sowohl Mensch als auch Hund Lebensqualität schenkt.

Hunde sind oft um ein vielfaches schneller in der Wahrnehmung von Umweltreizen als wir Menschen. Haben sie einen Stressor wahrgenommen laufen bei vielen Hunden neurologisch bereits fixierte Verhaltensmuster ab und sie durchlaufen eine Kaskade an Verhaltensweisen, die sowohl für den Hund als auch den Menschen frustrierend ist.

Die Unterbrechung dieser Verhaltensmuster ist äußerst schwierig und mir sind Hunderte Hundehalter bekannt, die sich frustriert von Trainern abgewandt haben, weil diese versucht haben sie mit einem Methoden-Kanon in Linien zu pressen, die entweder nicht zum Hund, nicht zum Mensch oder nicht zu der Beziehung dieser beiden passten, bzw. selbst bei Nicht-Passung und geduldigem Ausführen nicht zum Erfolg führten, sondern mehr zur Frustration.

Ich will damit nicht sagen, dass ich als Trainerin allen meinen Kunden geholfen hätte / helfen konnte. Das Gegenteil ist der Fall. Die meisten Kunden in der Hundeschule wünschen sich eine einfache Lösung, die etwas am Hund ändert, die Beziehung automatisch (bitte nebenbei) so werden lässt, wie vom Halter erträumt vor der Adoption des Hundes erträumt und bitte auf gar keinen Fall den Menschen aus seiner bisherigen Komfortzone drängt.

Diesen Wunsch konnte ich kaum einem Kunden erfüllen, da ich grundsätzlich anfange beim Menschen zu arbeiten. Kunden, die bereite waren (oder sind) in den Spiegel zu schauen und als erstes ihre Beziehung zu sich selbst, ihre eigenen blinden Flecken und im Anschluss ihre Beziehungsfähigkeit zu hinterfragen, können von meinem Wissen und mir als Trainerin profitieren. Kunden, die das nicht wünschen, werden von mir frustriert sein.

Wer etwas ändern will in einer Beziehung, die bereits besteht, muss bereit sein als Erstes seine eigenen Wünsche und Erwartungen, die VOR der Adoption seines Hundes im Raum standen zu hinterfragen. Oft stellt sich dabei heraus, dass die vom Menschen vorab definierten Erwartungen nicht erfüllbar sind von einem oder diesem Hund und es niemals sein werden.

Meist liegt also der Fall vor, dass Menschen Erwartungen haben, die ihr Hund gar nicht oder nicht so wie der Mensch sich das vorstellt erfüllen kann. So war die Situation bei dem oben erwähnten Terrier Jack. Seine Halterin hatte kein Interesse daran mit Jack sportlich aktiv zu sein. Sie ist mit ihm eine Runde um die Wiese gegangen (aus Jacks Perspektive im Schneckentempo gekrochen) und sie hat den Weg zum Ladenlokal, ca. 800m pro Richtung zu Fuß zurück gelegt. Manchmal durfte Jack mit einem Hundekamerad spielen, doch er zeigte sich zunehmend unzuverlässig und so wurde auch dieses Privileg ab der Geschlechtsreife gestrichen.

Der Russel-Terrier-Mischling, der aktiv sein wollte, leben wollte, so viel Energie in sich spürte, konnte nicht glücklich werden in diesem Lebenskorsett, das seine Halterin ihm aufzuzwingen versuchte. Er war also unglücklich, unausgelastet und hochgradig frustriert. In diesem inneren Zustand brauchte es keinen großen Anlass, damit Jack „explodierte“. Die stetig den Laden lärmend betretenden Kunden (der Laden hatte ein Glöckchen, das jeden eintretenden Kunden ankündigte) waren nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, das Jack in seinem Inneren war.

Hätte die Halterin Jack also von vornherein angemessen ausgelastet, hätte Jack gelernt, dass er statt zu bellen bei einem Reiz, der ihm unangenehm war auch ein anderes friedliches Verhalten zeigen könnte, das sich für ihn lohnt (bspw. zu seiner Halterin laufen und sich ein Leckerchen abholen) wäre ihm durch die Kombination aus innerer Ruhe/Frieden, die vorhanden war und der Fähigkeit zu anderem Verhalten, weil anders erlernt und somit neurologisch fixiert, auch äußerer Frieden (also Nicht-Bellen) möglich gewesen.

Die jeden Tag zuverlässig den Laden betretenden Kunden waren für den unausgelasteten und frustrierten jack so verlässliche Stör-Reize, dass es zu erwarten war, dass Jack frühzeitig neurologische Autobahnen für ein stark ausgeprägtes Verhalten der Unruhe = Bellen ausbildete. Hier folgte der Körper dem Bewusstsein, also Verhalten folgt neurologischer Autobahn und innerer Prädisposition.

Gibt es eine Moral aus Jacks und Brunos Geschichte?

Ich hätte die Halterin von Jack als Kundin nicht angenommen und sie hätte mich als Trainerin auch nie ausgewählt, da wir in unserer Einstellung zu Hunden zu unterschiedlich waren. Insofern ist die Mutmaßung, dass ich ihr als Trainerin hätte helfen können theoretisch. Ihre blinden Flecke bei ihr selbst waren zu groß als dass sie hätte verstehen können, dass Jack in innerer Not war und Bedürfnisbefriedigung brauchte, um friedlich sein/werden zu können.

Sie selbst schätzte und pflegte ihre Gesundheit nicht. Sie rauchte, ernährte sich ohne Bewusstsein für ihre Ernährung und pflegte ihren Körper und ihre Seele nur wenig. Kurz gesagt: Sie hatte wenig Liebe für sich selbst. All ihre Liebe steckte sie in ihr Ladenlokal, in ihre Stoffe, ihre selbstgenähten Zaubereien. Wie konnte sie da Liebe in ihren Hund stecken, wo sie doch keine für sich selbst übrigt hatte? Insbesondere da er ihre Walt-Disney-Vorstellung vom Leben mit einem Hund geplatzt war, wie bei so vielen und Einsichtigkeit in das Scheitern ihr unmöglich war. Ohne Einsicht auch keine Umkehr.

Ihre Sicht war so wie vermutlich die Sicht der Welt mit ihr war (aus ihrer Wahrnehmung). Jack war nicht die Erfüllung ihrer Träume. Er war ein Problemhund für sie. Hatte sie da nicht das Recht ihn in ihr Leben hinein zu passen, wenn er sich nicht fügen wollte? Schließlich kam er doch aus dem Tierheim. Er hatte dankbar zu sein.

In dieser Mischung aus Wegsehen, unerfüllter Liebe, Sehnsucht, Frustration, Wunsch nach Frieden/Ungestörtsein entstand ihre Rechtfertigung dafür ein Trainingsmittel zu kaufen, das im Internet als harmlos angepriesen wird und derzeit nach TierschG noch erlaubt ist, von den meisten Trainern jedoch (zu Recht) als Teufelswerkzeug gemieden wird. Training durch Übergriffigkeit an einem Schutzbefohlenen ist kein Training, sondern eine Zwangseinweisung in einen Daseins- und Verhaltenskorridor.

Bruno hat im Gegensatz dazu sowohl Gesundheit als auch Glück erfahren auf seinem Weg in den Frieden.

Zwei radikale Geschichten vom Beißen

Eine ähnliche Geschichte kann ich von dem verhaltensauffälligen und zwischenzeitig gefährlichen Australien Shepherd Dschinn oder dem Mischlingsrüden Balu erzählen. Beide Hunde haben auf dem Höhepunkt ihrer Problemgeschichten einen Menschen gebissen und wurden daraufhin von ihren Menschen bei mir abgegeben.

Beide Hunde habe ich erfolgreich innerhalb kürzester Zeit therapiert und weiter vermitteln können als friedliche Hunde. Keiner der Hunde ist danach je wieder auffällig geworden. Dschinns Vermittlung ist 8 Jahre her, die von Balu nun schon fünf. Dschinn hat es geschafft mit seinen neuen Menschen innerhalb einer Stadt zu leben, durfte und konnte Freilauf genießen ohne dabei eine Gefahr für andere Menschen zu sein. Balu sollte nicht überall frei laufen. Er ist in Bereichen in denen Leinenzwang ist, bspw. in großen Parkanlagen oder im Wald besser aufgehoben, weil unübersichtliche Situationen Trigger sein können für seine alte Angst, die nicht ganz zu eliminieren ist.

Dschinn ist nunmehr über 12 Jahre alt. Er ist frei von Krankheiten körperlicher oder psychischer Art, trotz der mehr als schwierigen Geschichte, die er bei seiner ersten Familie erlebt hat. Dschinn war das Geschenk an die 16-jährige Tochter als der Vater mit seiner Sekretärin (er Chefarzt) durchgebrannt ist und die Mutter mit neugeborenen zwillingen und der Großen hat sitzen lassen. Dschinn hat eines der Kinder gebissen als die Große im Abiturstress war und der Stressdeckel in der Familie explodiert war durch die vielfältigen Anforderungen des Lebens.

Balu hatte ebenfalls wenig Glück gehabt mit seiner Familie. Seine Bedürfnisse sind radikal übersehen worden, sein Bewegungsbedürfnis ist nur zu einem Bruchteil erfüllt worden und manch andere Bedürfnisse sind ebenfalls nicht angemessen berücksichtigt worden. Besonders ärgerlich war gewesen, dass ich Brunos Familie ein halbes Jahr bevor er einen Passanten biss auf den Kopf zugesagt habe, dass es in absehbarer Zeit zu einem Unglück käme (das schlimmste denkbare Unglück ist, dass der Hund einen Menschen beißt), wenn sie es nicht schafften endlich Balus Bedürfnis nach Bewegung mehr Raum zu geben. Er brauchte Bewegung, Bewegung, Bewegung.

Sie könnten nicht ständig von ihm Beherrschung und Zurückhaltung verlangen, wenn sein einziges Bedürfnis war sich zu bewegen, frei zu sein, zu laufen und gerne eine hohe Individualdistanz zu anderen Menschen zu haben (ein Border Collie-Mix, unvergleichbar mit einem Labrador-Mischling, dem es nicht nah genug sein kann mit Menschen). Sie führten Balu weiterhin an der kurzen Leine spazieren und das Unglück kam so wie von mir prognostiziert, dennoch für seine Familie unversehens und für mich zur Unzeit.

Ich hatte gerade mein zweites Kind geboren, erwartete einen Wurf Welpen meiner ersten Zuchthündin Nala und bekam also einen für Menschen gefährlichen 1 ½ jährigen Rüden zu all diesen Anforderungen dazu. Es gibt wenig, was wir nciht schaffen. Zusammen mit der Hilfe von zwei guten Freunden haben wir Balu täglich über 20km am Fahrrad ausgelastet in einem Zeitraum von 2 Wochen und dann das gleiche Programm wie bei allen Hunden über positive Verstärkung mit Balu durchlaufen bis er nach vier Wochen. Dieser kurze Zeitraum hat gereicht, um Bruno neue neurologische Trampelpfade zu ermöglichen und ihn gut und sicher neu vermitteln zu können. Die Einarbeitung mit der neuen Familie war natürlich ausführlich, gewissenhaft, umfassend und überfürsorglich. Ein Scheitern war nicht denkbar – nicht für Balu und nicht für uns. Und es war ein Erfolg, den wir am Fahrrad „erfahren“ haben.

Alle Beteiligten auf Balus Weg in ein neues Leben sind im Rahmen ihrer Möglichkeiten geblieben, Balu hat uns, bzw. seiner neuen Familie seine unbedingte Liebe geschenkt, weil er spürte wie er am Fahrrad gehalten ist und nicht in die Orientierungslosigkeit abgleitet, die ihn beim „Zu-Fuß-Schleichen“ fast wie eine Panik befiel und in Zwangsverhalten gegenüber allen möglichen Auslösern festschrieb.

Und wieso steht all das beim Thema Gesundheit?

Nun habe ich sehr weit ausgeholt. Ich weiß nicht, wie man es kurz fassen kann. Mich lang fassen ist eine Schwäche von mir. Aber ich will versuchen zum Ursprungspunkt zurück zu kehren. Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheiten. Gesundheit ist mehr als Wohlsein. Gesundheit ist mit sich selbst, seiner Umwelt, den Rollen, den Zwängen, die uns umgeben im Reinen zu sein. Sein Leben zu lieben, diejenigen, die täglich mit einem Zeit verbringen zu lieben und ihnen zu vertrauen ohne Furcht vor Ablehnung, Schmerz oder Ungewissheit.

Ich verfolge einen ganzheitlichen Ansatz der Gesundheitsfürsorge. Für mich, meine Kinder, meine Familie und meine Hunde. Damit sind alle meine Hunde gemeint. Die Hunde, die bei mir leben, die Hunde für die ich Sorge tragen darf, weil mich jemand darum bittet und die Welpen, die für ca. 5 Monate Teil meines Lebens sein dürfen. Zwei Monate vor der Geburt im Mutterbauch und drei Monate nach der Geburt sicht- und fühlbar im Außen.

Wenn ich mich also auf eine anerkannte Definition von Gesundheit festlegen muss, die für Sie greifbar ist, dann ist es am Ehesten die moderne Definition nach Franke, die ich bereits am Anfang dieses Artikels zitiert habe plus die oben erwähnte Definition von Gesundheit des Taoismus (Körper folgt Bewusstsein).

Ich will diese Definition im Folgenden auf Hunde beziehen. Die Franksche Definition ist primär eine soziale Definition, bezogen auf den Menschen und nicht auf Tiere im Allgemeinen (der Mensch ist auch ein Tier, eine bestimmte Tierart, die sich selbst als Krone der Schöpfung verherrlicht und Privilegien herausnimmt, die sie den anderen Arten nicht bereit ist zu gewähren).

Störungsfreiheit in der Hundezucht
Störungsfreiheit bedeutet vor allem die Freiheit von Störungen, also Krankheiten psychischer und/oder körperlicher Natur. Es geht jedoch auch um die Freiheit von Störungen von außen. Natürlich gibt es für jeden von uns Störungen wie das Klingeln des Telefons oder den Nachbarn, der zur Unzeit seinen Rasen mäht oder die Stereoanlage aufdreht. Die Freiheit von Störungen aus dem Außen bezieht sich darauf, dass wir diese Umweltreize nicht als tiefgreifende Störungen begreifen, sondern bereit/in der Lage sind, sie zu integrieren und als Teil unserer belebten/unbelebten Umwelt als positiv oder mindestens neutral zu begreifen.

Oder neurologisch definiert: Reize von außen führen nicht zu Störungen unserer neurologischen Ordnung. Wir fühlen uns dann „okay“, also im Frieden mit uns selbst, wenn wir nicht das Gefühl haben, dass unsere innere Ordnung gestört ist. Ein Kind, das eine vier in Mathe erfüllt, kann dies als Freiheit von Störungen begreifen. Vielleicht hat es eine solche Note erwartet, weiß, dass sie für seine Eltern okay ist und empfindet diese Benotung lediglich als eine Beschreibung des Zustands „das Fach Mathematik fällt ihm schwer“ oder als eine Beschreibung des Zustands „Fachlehrer XY empfindet eine Abneigung gegen diesen Schüler und gibt ihm eine schlechte Note“ und der betreffende Schüler kann aufgrund seiner hohen Resilienz über diese Abwertung lachen und dem Lehrer seine Ungerechtigkeit nicht nur verzeihen, sondern diesen großherzig in seine Weltliebe integrieren.

Die Fähigkeit zur Störungsfreiheit im Außen können auch Hunde erwerben. Eine gute Habituierung (Gewöhnung an unbelebte Umwelt) und Sozialisierung (Gewöhnung an belebte Umwelt) ist hier ein Fundamentstein. Die Habituierung und Sozialisierung erfolgt im Wesentlichen im Zeitraum bis zur 12. Woche. Je nach Rasse schließt sich das neurologisch offene Zeitfenster für besondere Offenheit gegenüber diesen Reizen ca. mit 14 bis 20 Wochen. Ein guter erfahrene Züchter / Ausbilder von Hunden gestaltet das Zusammenleben mit den Welpen selbstverständlich so, dass sie eine optimale Sozialisierung und Habituierung genießen.

Der kurze Vortrag, den ich Ihnen in diesem Beitrag bislang zum Thema Gesundheit habe, sollte Ihnen vielleicht schon ein Gefühl dafür gegeben haben, dass es dabei nicht ausschließlich auf die Zahl und Variabilität der Reize der belebten und unbelebten Umwelt ankommt, sondern auch auf deren Qualität, bzw. subjektive Empfindung. Es ist also nicht ausschließlich entscheidend, dass die Welpen so viel verschiedene Reize wie möglich in dieser sensiblen Phase kennen lernen.

Bei genauerer Betrachtung kann man sogar erkennen, dass die Übermotivation mancher Züchter die Welpen besonders vielen und gerne auch besonders starken Reizen auszusetzen in der Hoffnung auf eine Gewöhnung ein mindestens riskanter, manchmal sogar schädlicher Weg ist. Ein Welpe, der früh in seinem Leben mit einer Welt konfrontiert wird, die ihn überfordert, verliert seine angeborene Neugierde und Anpassungsfähigkeit.

Er bildet frühzeitig die Assoziationen „Umweltreize = Unwohlsein -> Stress“. Noch schlimmer ist es, wenn der Welpe eine chronisch gestresste Mutter hat (oder die Mutter im Zustand der Tragzeit/Säugens) überwiegend gestresst ist bspw. aufgrund veränderter Haltung der Hündin während der Schwangerschaft.

Wenn ein Welpe frühzeitig die eigene Erfahrung macht, dass die Welt für ihn kein Wunderort der vielfältigen und unentdeckten Möglichkeiten ist, ihm also seine angeborene Faszinationsfähigkeit und Neugierde zerstört wird durch Überforderung (häufig Distanzunterschreitung), lernt er von vornherein, dass die Welt ein Ort ist in dem jeder Reiz, der neu ist und unbekannt oder bekannt und nicht zu den wenigen positiven Reizen gehört, sind neurologische Auffälligkeiten in der Zukunft dem Hund schon in die Wiege gelegt.

Ein unerfahrener Welpenkäufer kann einen solchen Züchter kaum erkennen. Man muss ein erfahrenes Auge haben für Stress, um ihn bei Hunden erkennen zu können. Für Unerfahrene sieht Stress bei Hunden häufig wie Freude oder Kooperationswille (Gehorsam) aus, ist in Wahrheit aber eben nur Stress oder sogar schon Zwangsverhalten oder Eskapismus.

Ein Welpe, der also frühzeitig lernt, dass die Umwelt ihn mit Reizen überfordert, stellt die Assoziationen her „Umweltreiz = negativ“. Seine neurologischen Wege, die anfangs alle nur Trampelpfade sind, sich im Laufe der Zeit jedoch bei häufiger Benutzung zu Autobahnen ausbauen, sind also Trampelpfade der Angst und eben nicht der Offenheit für die Umwelt.

Es ist also vielmehr so, dass ein Züchter, der damit wirbt was er alles für seine Welpen tut (Autofahren, Training der Schussfestigkeit, Spaziergänge, Kennenlernen fremder Hunde, etc.) kann ein Qualitätsmerkmal besonderer Güte sein, wenn sein Vorgehen so ist, dass die Welpen von vornherein positive Assoziationen machen, die frei sind von Stress, die Neugierde und Begeisterungsfähigkeit des Hundes fördern.

Ebenso kann ein Züchter, der dann vielleicht noch einen hohen Welpenpreis nimmt und ein gutes Renommee genießt (nach außen hin also positiv wirkt) der erste Schritt in ein hundelebenslanges Martyrium sein, wenn der Züchter bei seiner Gewöhnung entweder die Möglichkeiten der Mutter überschätzt oder seiner Welpen und von vornherein zu stressassoziierten Begegnungen mit der Umwelt führt.

Abgesehen davon, dass Welpen „vom Wühltisch“, deren erste Lebenswochen ein Martyrium waren, deren Mutter unglücklich, unwürdig und somit ungesund lebt auf „Krankheit“, also körperliches und psychisches Unwohlsein im großen oder kleinen Maße festgeschrieben sind, ist es noch möglich diese zu erkennen, auch wenn es manchmal sehr genaues Hinhören braucht. Solche Züchter entlarven sich fast immer dadurch, dass sie die Welpen möglichst sofort abgeholt wissen wollen und viel Druck auf die Käufer ausgeübt wird. Meist wird dann nur noch aus Mitleid gekauft.

Schwieriger ist es bei den Züchtern, die in einem renommierten Zuchtverband (FCI,VDH, Rasseverband o.ä.) sind. Sie haben ein „Züchterqualitätssiegel“, fast immer auch eine Wurfabnahme durch den Zuchtverband, ihre Zuchthunde haben ein großes Arsenal an Untersuchungen aufzuweisen, der Züchter weiß im fachlichen Jargon viel über die Vorzüge seiner Zucht zu erzählen und hat hohe Anforderungen / klare Vorstellungen von dem, was die Käufer seiner Welpen zu erfüllen haben. Wie erkennt man hier einen guten Züchter, der die Gesundheit seiner Welpen und seiner Muttertiere achtet?
Die Antwort in einem Satz gibt es auf die Frage nicht. Wenn schon Gesundheit nicht in einem Satz definiert werden, sondern nur mühsam umschrieben werden kann, kann auch ein Züchter, der ebendiese Gesundheit versucht als Potenzial in seine Welpen „zu tanken“ und nicht sie derselben zu berauben, nur schwer mit einer einfachen Definition umrissen werden. Am Ehesten sind jedoch zwei Parameter zu nennen, von denen der eine ganz eng mit einigen der Gesundheitsfaktoren von Franke verbunden ist. Diese sind meiner Meinung nach die Faktoren „Störungsfreiheit, Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit, Rollenerfüllung, Flexibilität und Anpassung“.

Eine Mutterhündin, die frei oder zumindest überwiegend frei von Störungen wirkt, ist ein großes Pfund. Natürlich hat die Mutter das Recht mit Störungen belastet zu sein. Das muss kein negativer Faktor per se sein. Meine Hündin Ambra hat im Alter von einem Jahr einen Unfall gehabt. Deshalb hat sie lange Zeit die Neigung gehabt linksseitig zu lahmen. Wir haben sie bestmöglich kuriert. Ein Teil der Lahmheit kommt jedoch bei Schwäche, viraler Infektion oder zu hoher sportlicher Belastung wieder zum Vorschein. Das ist jedoch kein Zuchtausschlussgrund.

Ambra kommt damit gut klar. Sie hat diesen Vorfall gut in ihr Leben integriert und lebt ein sehr glückliches und gesundes Leben. Meine Hündin Keo kommt in der fortgeschrittenen Schwangerschaft nicht mehr an ihr Hinterteil zur Körperpflege. Das frustriert sie enorm und ist eine Störung. Keo kann mit dieser Störung unterschiedlich gut umgehen. Wenn ihr allgemeines Wohlbefinden uneingeschränkt ist, dann nimmt sie diese Einschränkung (Störung) schlicht hin. Ist ihr Wohlbefinden jedoch aufgrund einer für sie sehr kräftezehrenden Schwangerschaft eingeschränkt, leckt sie stattdessen ihre Vorderläufe in überdurchschnittlichem Maße.

Auch das ist kein Zuchtausschlussgrund. Es ist vielmehr eine Geschichte, die das Leben schreibt. Man muss bei den Elterntieren also immer genau schauen, wie die Zusammenhänge sind und inwiefern die Hündin Störungen, die im Laufe eines Lebens immer stattfinden, integrieren kann und die anderen Parameter wie Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit, Rollenerfüllung, Flexibilität und Anpassung nicht darunter leiden.

Als ich vor ca. 10 Jahren mit einem Blinden einen für ihn passenden Führhund aussuchen wollte haben wir eine Züchterin kennen gelernt, die ein Paradebeispiel ist für Schindluderei unter dem Deckmantel der besonderen Fürsorge. Die Züchterin hat sich Rückzüchtungen auf die Fahne geschrieben und hat zusammen mit international agierenden Schäferhundliebhabern das Zuchtziel „altdeutsche Schäferhunde mit geradem Rücken“ und noch ein paar andere genetische Spielereien verfolgt.

Dafür nahm sie die Hunde zur Zucht, die in das genetische Schema passten. Der Rest war ihr egal. Eine weiße langhaarige Schäferhündin, die sie zur Mutterhündin auserwählt hatte, habe ich als Mutterhündin kennen lernen dürfen.
Die Hündin war in einem vollgefliesten Raum eingesperrt, als wir die bereits 12 Wochen alten Welpen besichtigten.

Erfahren haben wir das nur, weil die Hündin mitsamt ihrer erwachsenen Tochter während unseres Besuches aus dem Raum ausgebrochen ist und die Züchterin alle Hände damit zu tun hatte ihr halbes Dutzend Pflegekinder zu versorgen während wir uns auf dem Hof umsahen und somit Zeuge einer Tragödie wurden. Die Mutterhündin war weder frei von Störungen (sie zeigte Zwangsverhalten in dem Raum in dem sie auf und ab lief im Sinne einer Stereotypie, ein hochgradiges Maß einer neuronalen Störung), ihr Wohlbefinden war sichtlich eingeschränkt, ihre psychische Leistungsfähigkeit war offenkundig gemindert, da sie weder über Flexibilität noch über Anpassungsvermögen zu verfügen schien. Ihre Rollenerfüllung als Mutter konnten wir nicht beurteilen, doch es ist anzunehmen, dass diese Fähigkeit eher nicht vorhanden war, wenn die Mutter für unseren Besuch weggesperrt worden ist.

Die Züchterin ist aggressiv und ausfallend geworden, als ich sie angesprochen habe auf die tierschutzwidrigen Umstände ihrer Zucht. Sie rechtfertigte sich mit ihrem Zuchtziel und ihren hohen Ambitionen einer genetisch überlegenen Zucht. Die „Kollateralschäden“, die sie in Kauf nehme seien hinzunehmen.

Was sie als „Kollateralschaden“ bezeichnete war die Gesundheit, also das Lebensglück, die Fähigkeit zum gelingenden Leben eines jeden ihrer Welpen, die sie züchtete und somit in die Welt kommen/setzen ließ. Ich habe den Welpen noch bis zu seinem 9. Lebensmonat begleitete. Er ist kein Blindenführhund geworden. Er war bis zum 6. Lebensmonat nicht einmal in der Lage seine Geschäfte draußen zu verrichten, weil er so große Angst hatte vor den Reizen der Umwelt, dass er sich nur zu lösen vermochte in der Stille und Abgeschiedenheit meiner Wohnung. Die weiteren Auffälligkeiten, die sich je älter er wurde, umso stärker manifestierten, wurden von Monat zu Monat schlimmer sodass manchmal der Gedanke an das Einschläfern dieses armen Tieres fast wie eine Erlösung schienen.

Alles schien dieses gequälte junge Tier zu stressen, was mit der Außenwelt, neuen Begegnungen, sozialen Situationen, etc. zu tun hatte. Der Hund kam also vom Züchter belastet mit Störungen, geringem (sich im Laufe des Lebens steigerndem) Un-Wohlbefinden, nicht vorhandener Anpassungsfähigkeit oder Flexibilität, Unfähigkeit zur Rollenanpassung und deutlich verminderter Leistungsfähigkeit. Der Blinde hatte nur einen Welpen aus dem Wurf genommen. Es gab aber noch sieben weitere Welpen. Wie es wohl deren Familien mit ihnen ergangen ist und wie sich wohl das Lebensglück ebendieser Hunde entwickelt hat, wage ich nur selten zu denken und ins Universum zu fragen.

Wenn ich Ihnen also jetzt in ein paar Schlagworten sage, dass die Gesundheit meiner Hunde tadellos ist, dann widerspreche ich all dem, was ich hier lang und breit beschrieben habe. Vielmehr führe ich Sie mit derart kurzen Marketingsprüchen hinters Licht. Gesundheit ist etwas, das jeder Mensch, der es kennt, fühlt. Sowohl bei sich selbst als auch bei seinem Gegenüber. Gesundheit kann in den o.g. Dimensionen eingeschätzt werden und ich lade Sie ein diese Dimensionen bei meinen Hunden und mir zu beobachten und selbst einzuschätzen.

Einladung an Neugierige

Ich lade Sie deshalb ein, kommen Sie vorbei zum Kennenlernen. Lernen Sie meine Hündinnen und mich kennen. Gewinnen Sie einen Eindruck davon, ob sich meine Hündin, meine Welpen, unser Zusammenleben mit ihnen, das was wir ihnen bieten, wie wir das tun für Sie so anfühlt, dass sich daraus lebenslanges Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit, Rollenerfüllung, Flexibilität und Anpassung sowie eine möglichst hohe Freiheit von Störungen herausbilden kann.

Ganz ohne ein paar greifbare „Eckpfeiler“ will ich Sie jedoch nicht mit dem Thema Gesundheit stehen lassen. Es gibt schon manches, was greifbar ist und konkret, was ich tue für die Gesundheit meiner Hunde und was von Veterinärmedizinern oder anderen Fachleuten als geboten angesehen wird.

Standards in der Hundgesundheit bei mir

Deshalb will ich im Folgenden zu ein paar Standardfragen, bzw. Gesundheitsthemen in der Hundezucht konkrete Positionen beziehen. Obwohl ich versuche konkret zu werden gelingt es mir nicht ohne Anekdoten stringent die Sachen auf den Punkt zu bringen. Ich hoffe auf Ihre Neugierde und Geduld!

Parasiten
Meine Mutterhündinnen und ihre Welpen werden einmal entwurmt zwischen der 3. und 5. Woche nach der Geburt. Die erste Entwurmung mache ich mit einer handelsüblichen Tablette, die gegen die üblichen Endoparasiten wirksam ist. Die zweite Entwurmung der Welpen nehme ich nicht mehr chemisch, sondern mit Kräutern vor. Die Welpen beginnen typischerweise mit sieben bis acht Wochen zusätzlich, bzw. Vollständig die Nahrung eigenständig aufzunehmen. Da nicht alles, was sie so früh zu sich bekommen, fest ist (wie bspw. Fleischstücke), mische ich sowohl den Welpen als auch Ambra Kräuter, bzw. Tinkturen in ihr Futter, die helfen das Milieu im Darm zu stabilisieren und das Umfeld unwirtlich machen für Parasiten.

Parasiten sind ein Thema, das heutzutage mit einem großen Unsicherheitsfaktor unser zivilisierten Welt behaftet ist. Ähnlich panisch wie manche Teile unserer Gesellschaft mit dem Corona-Virus umgehen, reagieren wir heutzutage auf Parasiten. Wobei man streng genommen sagen muss, dass ein Virus ein Parasit ist. Doch unter Parasiten versteht man typischerweise eher kleine Tierchen (Würmer, Milben, Flöhe, Zecken o.ä.), die innen oder außen am Tier haften bleiben und ihm kurzfristig oder dauerhaft schaden können.

Ungünstig verstärkend zu dieser Entwicklung kommt hinzu, dass wir Menschen die Habitate zurückgezogen lebender Tierarten in einem noch nie dagewesenen Ausmaß zerstören und so die natürlichen Wirte diverser Viren (die “kleinsten” Parasiten) und anderer größerer, mit dem Auge sichtbarer Parasiten zerstören.

Der Infektionsdruck steigt somit, jeder Parasit darum bemüht ist, nicht nur auf Sparflamme zu überleben, sondern einen möglichst effektiven Verbreitungskreis zu erreichen. So kommt es dazu, dass Viren wie das Corona-Virus (Covid-19) anstatt auf ihrem bisherigen Wirt zurück gezogen in entlegenen Teilen der Welt leben nun unter Druck kommen und sich neue Wirte suchen, die in diesem Fall zufällig die weltweit verbreitete Spezies der Homo Sapiens, ist.

Auch Meerestiere (Delfine und andere größere Meerestiere/Säuger, die in der Nahrungskette an dritter oder vierter Stelle stehen) leiden unter dem erhöhten Infektionsdruck mit Endoparasiten. Wir können uns angesichts der Zerstörung, die wir Menschen der Welt angetan haben nicht mehr heimelig in unser wohlgeheiztes Zuhause zurück ziehen und hoffen, dass es schon nicht so schlimm werden wird. Zumindest nicht dann, wenn Sie einen Hund planen zu adoptieren oder seitdem das Corona-Virus in fast alle Winkel unserer Gesellschaft vorgedrungen ist.

Wer das Thema Infektionsdruck verdrängt, hat eine hohe Wahrscheinlichkeit es früher oder später blindlings mit einem Erreger zu tun zu haben mit dem er (oder sein Hund) körperlich überfordert ist oder gegen den es unter Umständen noch keinen Impfstoff oder keine Chemikalie/Medikament gibt, mit dem der Virus/Parasit effektiv zurück gedrängt werden kann.

Es ist hilfreich sich bewusst zu machen, dass die Welt in die wir uns über Jahrtausende hinein entwickelt haben (Evolution) eine Welt ist, die uns reich beschenkt hat mit Leben, Lebenskraft sowie einer Flora und Fauna mit der wir in Harmonie leben (können). Wäre da nicht der aggressive Wille des Menschen sich alles, was kreucht und fleucht Untertan zu machen.

Nun ist es, wie es ist – unzählige Habitate und Ökosysteme sind unwiederbringlich zerstört. Das ausbalancierte Gleichgewicht, das uns Menschen und Tieren eine Umwelt geschaffen hat, die lebenswert und reichhaltig war, wird fragil und teilweise unwirtlich bis gefährlich. Dürren im Frühjahr gehören nunmehr zum Alltag, hohe Parasitenlasten und mutierende Viren, die Menschen und Nutztiere als neue Wirte entdecken sind die neue Realität in der wir leben.

Mit der Chemiekeule darauf zu antworten (oder antworten zu wollen) löst das Problem nur bedingt und erzeugt zudem neue andere Probleme, die individuell oder gesellschaftlich größer sein können als das Problem, das man versucht hat, zu bekämpfen. So ist bspw. die hohe Gabe von Antibiotika in der Massentierhaltung vor allem ein großes gesellschaftliches Problem aufgrund multiresistenter Erreger, die selbst voll im Leben stehende Menschen, die mit diesen infiziert werden, zum Tode verurteilen können.

Es gibt Tierärzte, die bis zum heutigen Tag die Entwurmung von Endoparasiten alle ein bis drei Monate mit Hilfe von Tabletten empfehlen. Diese Frequenz beruht auf dem Entwicklungszyklus der meisten Wirte und ist daher in einem gewissen Maße effektiv, wenn man sicher gehen will, dass die Wirte keine Eier oder Wirtsteile, die fortpflanzungsfähig sind, ausscheiden. Das ist die eine Seite dieser Medaille.

Die andere Seite ist, dass jede Tablette mit einer Vielzahl an chemisch synthetisierten Stoffen angereichert ist von denen sich ein gewisser Prozentsatz in der Leber, dem wichtigsten Entgiftungs- und Filterungsorgan unseres (und des Hundes) Körpers, absetzen. Es ist nicht so, dass die Leber uns vor Chemikalien denen wir ausgesetzt einfach beschützt, sie wie ein Filter abfängt und dann problemlos mit Hilfe der Nieren über unseren Urin wieder ausleiten lässt. Ein Großteil dessen, was die Leber abfängt setzt sich in den verschiedenen Schichten der Leber ab und verbleibt dort ein Leben lang.

Sofern keine effektive Leberentgiftung stattfindet, verbleiben die Schadstoffe also ein Leben lang in der Leber, also im Körper und sind auch nach dem Tod noch in der Leber enthalten (weshalb der Verzehr von Lebern grundsätzlich keine gute Idee ist, egal ob roh oder erhitzt, egal ob für Sie selbst oder für Ihren Hund).

Einem jungen Hund/Welpen kann man über viele Jahre Impfungen, Entwurmungen, minderwertiges Futter und andere Dinge injizieren, geben oder verfüttern ohne dass er (sofern er mit einer halbwegs unbelasteten Leber geboren wurde) irgendwelche Symptome entwickelt. Je nach Grad der Vorbelastung durch seine Mutter (eine sehr belastetete mütterliche Leber gibt während der Zeit des gemeinsamen Blutkreislaufs einen Teil ihrer Schadstofflast an den Fötus ab. Die Leber ist in dieser Zeit in der eine andere neue noch unbelastete Leber sie unterstützt dankbar für die Entlastung. Sie nutzt die Gelegenheit, um Altlasten kontrolliert abzugeben. Auf diese Weise wird die noch junge Leber mit Altlasten beschwert und ein Welpe (oder Kind) wird mit einer bereits kompromittierten Leber geboren.

So ist es zu erklären, dass schon kleine Kinder Leberprobleme haben (Gelbsucht bei Neugeborenen) und bei vielen Welpen bereits Futtermittelunverträglichkeiten / Allergien vorhanden sind. Die noch junge Leber reagiert heftig auf Stoffe, die sie als Schadstoffe bereits kennt durch die „Impfung“, die ihr im Mutterleib bereits zu Teil geworden ist.

Die Lebergesundheit der Mutter ist also wesentlicher Bestandteil der Lebergesundheit des Welpen.
Mein Ziel als Züchterin ist es Hunde mit möglichst gesunden und unbelasteten Lebern in die Welt wachsen zu lassen und auf ihre Wege in andere Familien zu begleiten. Leider sieht man von dieser Bemühung bei der Abgabe rein gar nichts. Ein junger Hund (Welpe) mit mehrfacher Entwurmung, ein bis zwei Impfungen und minderwertiger Industrienahrung ernährt, kann auf den ersten Blick genauso gesund wirken wie ein Hund, der nichts von all diesen Belastungen mitbekommen hat. Belastungen sowohl körperlicher als auch seelischer Art machen sich grundsätzlich erst zu späteren Entwicklungszeitpunkten sichtbar. Dies spielt Züchtern in die Hände und gibt ihnen immer die Möglichkeit zu sagen: „Also als ich den Welpen abgegeben habe war das noch nicht, das muss bei Ihnen entstanden sein.“

Die Früchte des Bemühens guter züchterischer Arbeit ernten der Welpe und sein neuer Halter also in frühestens fünf, meistens erst zehn oder zwölf Jahren. Hunde, die ohne Lebenmittelunverträglichkeiten oder Allergien leben, haben das Potential lange und gesund zu leben.

Insofern geht es beim Thema Entwurmung nicht nur “mal eben so” um die Frage nach einer Tablette mehr oder weniger, sondern um die Frage wie das System “Hund” als Ganzes gesund gehalten werden kann für die Dauer eines Hundelebens. Es ist also eine Abwägung zu treffen zwischen dem Nutzen pharmazeutischer Mittel und dem Wert einer guten Abwehrfähigkeit des Körpers.

Die dauerhafte und häufige Gabe von Entwurmungstabletten stellt für die Leber eine sehr hohe Belastung dar und sollte nicht unterschätzt werden. Dieser Faktor steht auf der einen Seite. Auf der anderen Seite steht die unbestrittene Effektivität von Entwurmungstabletten – sie wirken schnell und zuverlässig gegen fast alle bekannten Endoparasiten und können so den Hund vor chronischer Erkrankung durch Würmer ebenso wie seinen Halter und dessen Familienmitglieder schützen. Das hat seinen Wert. Sollte jedoch nicht bedenkenlos alle paar Monate praktiziert werden.

Ein maßvoller Umgang mit dieser “Wunderwaffe” mit belastender Wirkung ist daher der deutlich angemessenere Weg. Eine präventive Entwurmung ist nicht möglich, bzw. sinnvoll.

Man kann nicht entwurmen, wenn keine Würmer vorhanden sind. Gibt man Entwurmungsmittel ohne dass Würmer da sind ist das ohne schützende Wirkung für morgen. Wer heute entwurmt, kann sich schon morgen Würmer einfangen.

Wer jedoch heute nicht chemisch entwurmt, stattdessen im Falle eines Verdachts lediglich eine gut gewählte Stuhlprobe (Sammelprobe) beim Tierarzt zur Kontrolle abgibt und stattdessen über Ernährung, Kräuter, ggf. Supplemente und viele andere Wege versucht ein möglichst hohes Maß an Gesundheit sicher zustellen erhöht seine Schutzwirkung auch für morgen. Wer sich heute gesund ernährt, wer heute seine Abwehrkräfte pflegt, sich selbst liebt und resilient hält, der wird sich morgen vielleicht effektiv gegen einen Parasitenbefall zur Wehr setzen können und trotz Kontakts mit einem Parasiten daran nicht erkranken.

Fleischfütterung von Anfang an
Ein maßvoller Weg besteht darin den Hund darin zu unterstützen ein gesundes Milieu in Magen und Darm zu fördern, das durch starke Magensäfte eindringende Parasiten frühzeitig tötet und so deren Einnistung von vornherein verhindert. Hunde haben einen noch niedrigeren pH-Wert im Magen als der Mensch es hat, wenn sie von Geburt an artgerecht mit roher Nahrung (Fleisch und unter Umständen pflanzliche Bestandteile) gefüttert werden. Entgegen der Meinung mancher Tierärzte, die noch alten und bereits überholten Lehrmeinungen nachhängen, spricht nichts dagegen Hunde mit rohem Fleisch vom ersten Moment des Interesses an fester Nahrung an, zu ernähren. Nicht ausschließlich, aber überwiegend.

Fleischfütterung fördert das artgerechte Verhalten von Hunden. Welpen, denen rohes Fleisch in größeren Teilen angeboten wird, das also nicht industriell geschreddert oder gewolft worden ist, ringen um Fleischstücke, laufen damit weg, verstecken sich, verteidigen es und nehmen sich diese Stücke gegenseitig ab, um am Ende eine annähernd paritätische Verteilung des verteilten Fleisches untereinander zu erreichen (sofern es sich um einen normalen Wurf handelt. In einem Wurf hatten wir eine Hündin, die wir passenderweise Ronja getauft haben. Ronja hat, wenn wir mit Fleisch gefüttert haben, ihr Möglichstes getan, dass nur sie etwas bekommt und kein anderer etwas abbekam. Aber das war ein Sonderfall).

Es ist Unsinn zu glauben, dass Fleischfütterung, das gemeinsame Ringen um Nahrung, das zeigen von Aggressionsverhalten, Angriffsverhalten und Verteidigung die Aggressionsneigung der Hunde fördern würde. Das Gegenteil ist der Fall.

Welpen, die um Fleisch miteinander ringen und konkurrieren dürfen, bekommen eine artangemessene Möglichkeit ihre Ressourcen(persönlichen Fähigkeiten) im Umgang miteinander zu üben und zu verbessern. Jeder Welpe setzt die ihm angeborenen und während der Zeit des Säugens an der mütterlichen Brust erworbenen Strategien und Ressourcen in diesem neuen Wettbewerb um Nahrung ein und bekommt unmittelbar ein Feedback von seinem Gegenüber über die Effektivität seiner Strategie. Parameter wie Beißbhemmung (sehr wichtig, weil nicht angeboren, sondern nach der Geburt im Spiel mit Geschwistern erlernt), also angemessener Einsatz der Waffe “Zähne” sind so selbstverständlich unter artangemessen aufgezogenen Hunden, dass es eigentlich keiner Erwähnung dieses Faktors bedürfte, wäre da nicht die Unsicherheit vieler Menschen zu diesem Thema.

Nicht die Hunde haben ein Problem mit ihrem artangemessenem Verhalten, dem Einsatz ihrer Stimme in Form von Bellen und Knurren, ihres Körpers in Form von Schieben, Schubsen und Drängeln sowie dem angemessenen Drohverhalten durch Demonstration der Körpermasse und Beißwerkzeuge , die geeignet sind, sollten sie mit Verletzungsabsicht eingesetzt werden, schwere Schäden im Fleisch des Gegenübers zu machen. Unter Fachleuten nennt man dieses Verhalten agonistisches Verhalten. Es ist dazu gedacht die Distanz zum Gegenüber zu vergrößern und ggf. Bewegungseinschränkungen, bzw. Kontrolle über sein Gegenüber ausüben zu können.

Welpen werden reich für ihr Leben, wenn sie frühzeitig ein großes – und gerne an jedem Tag wechselndes Repertoire/Rollenverteilung – erlernen dürfen durch vielfältige Möglichkeiten des Ausprobierens. Sie lernen sich selbst gut einzuschätzen und ihr Gegenüber fein und nuanciert zu lesen. Sie werden also mit Ressourcen ausgestattet, die sie ihr Leben lang kompetent sein lassen in Begegnungen mit anderen Hunden.

Wir Menschen sehen das allzu oft leider anders: Wir träumen von dem unterordnungswilligem Hund, der uns treu folgt und deshalb nie auf die Idee käme irgendwem jemals drohend gegenüber zu treten (außer dem vom Menschen erwünschtem Einbrecher gegenüber) und sind schwer erschrocken, wenn der Hund, den wir uns zuvor als altruistischen Pazifisten in Pastellfarben erträumt hatten plötzlich Drohverhalten zeigt. Drohverhalten ist jedoch nichts grundsätzlich Schlimmes. Die Vorstellung, dass ein Hund, der droht, vermutlich auch beißen wird, ist zunächst einmal nur in unserem Kopf. Vielmehr ist es so, dass die Art der Drohung entscheidend ist und die innere Bedürfnislage des Hundes.

Ich will erneut eine Anekdote anbringen: Meine Hündin Nala hat unserem Kater Carlos nicht erlaubt in ihre Nähe zu kommen, wenn sie gefressen hat. Sie knurrte einmal drohend. Hörte Carlos nicht auf die Drohung machte Nala ernst. Sie schoss nach vorne, packte Carlos mit weichem Maul, knurrte dabei und hielt ihn für kurze Zeit fest. Dann ließ sie ihn los. Näherte Carlos sich erneut wurde diese Drohung mit Zähneklappen wiederholt. Carlos stellte daraufhin meistens seine Annäherungsversuche zu Nala ein. Wandte sich Nala vom Fressnap ab, kam Carlos zu ihr gelaufen, schnappte sich Nala mit seinen Vorderpfoten hielt sie fest und zwang sie zum Stillstehen. Er leckte ihr die Schnauze, übte Bewegungskontrolle über sie aus durch seine Art ihre Schnauze zu fixieren mit seinen Läufen und kuschelte sich an sie. Nala duldete das. Beide lagen auf diese Weise teilweise stundenlang nebeneinander.

Keo meine Labrdorhündin ist da ganz anders. Carlos hat ein einziges Mal versucht Keo zu fixieren mit seinen Krallen und erntete daraufhin tiefes Grollen aus Keos Kehle. Carlos gab das Vorhaben auf und versuchte es nie wieder. Woraufhin bei der Fütterung eine gänzlich andere Rollenverteilung erreicht wird zwischen den beiden. Keo ist als Labrador wenig bereit ihr Futter zu teilen. Carlos kommt dennoch gelegentlich vorbei und versucht sich einen Teil des Futters zu sichern. Keo knurrt mindestens so tief wie Nala in solchen Situationen. Carlos ignoriert solches Knurren stoisch und nähert sich ungeniert dem Futter an. Keo knurrt daraufhin noch mehr. Mehr als einmal was das Knurren so tief, dass ich mit vor Sorge geweiteten Augen dastand und das Treiben beobachtete.

Anders als Nala eskaliert Keo jedoch nicht weiter. Keo droht durch Knurren, zu weiterem Ausdrucksverhalten ist sie nur sehr eingeschränkt in der Lage aufgrund ihrer rassebedingten Anatomie (Rute lang nach hinten, kann nicht aufgestellt werden, Knickohren keine Stehohren und wenig Ausdrucksvermögen im Gesichtbereich).

Fast immer ist Carlos ungerührt um den Napf geschlichen trotz Keos grollendem Drohknurren. Keo ist meist diejenige, die dann aufgibt. Nützt all ihr Drohen nichts, gibt sie die Ressource Futter auf und geht. Sie wartet solange bis Carlos sich bedient hat und geht dann zurück zum Futter, um sich den verbliebenen Rest zu sichern.

Mit diesen zwei Anekdoten will ich Ihnen aufzeigen, dass Drohverhalten nichts Schlechtes ist. Es klärt Beziehungen und Situationen. Ein Hund, der droht, drückt sich aus. Das Recht hat er. Ein Hund, der seinem Menschen (seiner Familie) vertraut, wird dieser nicht drohen. Tut er es trotzdem ist nicht der Hund zu bestrafen, sondern zu hinterfragen, woher das kommen kann. Warum hat der Hund den Eindruck sich gegenüber seinen Menschen durch Drohen distanzieren zu müssen. Agonistisches Verhalten (dazu gehört auch das sog. Aggressive Verhalten, also bspw. Drohen) dient der Distanzvergrößerung.

Zu seinen vertrauten Menschen will ein Hund jedoch eine möglichst geringe Distanz haben. Er sucht vor allem Komfortverhalten, Spielverhalten und andere distanzverringernde oder sozio-positive Verhaltensweisen zu seinem Menschen.

Wie sich ein Hund gegenüber fremden Menschen angemessenerweise verhalten sollte kann leider nicht allgemeingültig konstatiert werden. Das hängt von der Situation, dem Menschen, dem Hund, seiner Rasse und somit seinen genetisch neuronal fixierten Mustern und daraus erwachsenden Verhaltensweisen zusammen. Man kann von einem Labrador nicht das gleiche Verhalten wie von einem Australian Shepherd oder einem Husky erwarten.

Behavioristen auf der ganzen Welt zitieren seit einigen Jahren begeistert die Erkenntnisse des passionierten Beobachters von Tieren Jakob von Uexküll, die nunmehr 100 Jahre alt sind: Man kann ein Tier nur annähernd verstehen, wenn man es in seiner sogenannten “Umwelt” versteht. Das Wort “Umwelt” ist für uns deutsche Leser ein Alltagswort und führt daher unter Umständen nicht zu dem Verständnis, das Uexküll meinte. Unter Umwelt wird alles das verstanden, was einen Hund (ein Tier) von außen umgibt.

Wer sich also gut auf seinen Welpen einstellen will, sollte ihn in seiner Umwelt gut kennen lernen. Ein Welpe ist mit seinen Geschwistern in seiner ihm vertrauten Umwelt. Je mehr Sie Ihren Welpen beim Züchter vorab kennen lernen, desto besser können Sie ihn später verstehen und versuchen ihm zu helfen die menschengemachte Welt zu verstehen in der Sie sich mit ihm tagtäglich bewegen werden.

Freiheit von erblich bedingten Krankheiten

Natürlich gehört zu Gesundheit die größtmögliche Freiheit von erblich bedingten Erkrankungen. Zu guter züchterischer Arbeit gehört die Auswahl von Elterntieren, die also selbst möglichst frei sind von Erbkrankheiten. Das gelingt, trotz vorhandener Tests, mal besser und mal schlechter. Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie in einem Absatz zu behandeln ist nicht möglich. Im persönlichen Gespräch erzähle ich jedem Welpeninteressenten gerne mehr dazu, bzw. welche Untersuchungen ich wie und warum machen lasse.

Kurzgefasst kann ich sagen: Die allgemein anerkannten rassebezogenen Tests nehme ich bei meinen Hunden vor und bemühe mich durch Ausschluss der bekannten und erkennbaren Erbkrankheiten nur gesunde Elterntiere zur Zucht zuzulassen. Warum bemühe ich mich nur und tue es nicht einfach? Das ist so einfach nicht. Manche Erbkrankheiten sind nicht valide feststellbar. Manche Erbkrankheiten werden polygenetisch, also multifaktoriell vererbt und/oder können bis zu 3 Generationen und mehr überspringen. Das auszuschließen ist nicht zu 100% möglich, doch man kann versuchen möglichst kluge Verpaarungen vorzunehmen zwischen Rassen in denen manche Erbkrankheiten der jeweils anderen Rasse nicht vorkommen, um so die Wahrscheinlichkeit auf hereditäre Erkrankungen zu verringern, den Genpool zu vergrößern und die Wahrscheinlichkeit auf lebenslange Gesundheit möglichst zu erhöhen.

Man darf dabei jedoch nicht ausschließlich morphologische Faktoren vor Augen haben wie es die Züchterin der Schäferhunde vor Augen hatte, die ich in diesem Beitrag zitiert habe. Man muss Hunde immer ganzheitlich betrachten und sich möglichst vielschichtig die Frage nach einer guten Zuchtentscheidung stellen.

Und weil Gesundheit also so ein multifaktorielles Thema ist, dem sich wissenschaftlich nur unzureichend genährt werden kann, sollten Sie beim Thema Gesundheit vor allem auf eines hören: Ihr Bauchgefühl beim Kontakt mit dem Züchter.

Einem guten Züchter ist keine Frage zu blöd. Er wird Ihnen so viel wie er nur kann zugänglich machen, sich um Transparenz und möglichst frühe Kontaktanbahnung bemühen. Ich hoffe, dass ich diesem Anspruch gerecht werden kann und bemühe mich bei jedem Wurf, jedem Kontakt mit einem Welpeninteressenten so transparent, ehrlich und konkret zu sein wie ich es nur kann, damit Sie eine kompetente Entscheidung für oder gegen einen Welpen von mir treffen können.

Ein wichtiger Schritt dabei ist für mich, dass ich Sie zunächst einmal mit meinen erwachsenen Hunden bekannt mache. Nicht meine Welpen sind das, was Sie überzeugen sollte einen Welpen von mir zu nehmen, sondern meine erwachsenen Hunde. Wenn das Erscheinungsbild (im Sinne der Gesundheit, nicht der Ästhetik) meiner erwachsenen Hunde Sie überzeugt, die Art wie ich mit ihnen kooperiere, zusammenlebe, unser aller Leben gestalte überzeugt, dann ist die Entscheidung einen Welpen von mir zu nehmen vermutlich eine gute Entscheidung für Sie. Denn ich kann Sie dorthin führen wo ich auch mit meinen Hunden bin. Und das sollte Ihnen vom Prinzip her zusagen, wenn Sie einen Welpen von mir in Ihr Heim holen wollen.

Und falls Ihnen dieser Text hier zu lang erscheint, kann ich Sie beruhigen: Sie sind jetzt am Ende dessen, was ich zum Thema Gesundheit vorab zu schreiben habe. Auf dem Weg mit mir werden Sie merken wie vielfältig ich Gesundheit fördere, aufbaue und versuche zu schützen. Wobei ich mich bemühe bei der Einarbeitung effizient vorzugehen und so viel wie möglich zu zeigen ohne Sie dabei zu überfrachten.

Ich freue mich darauf Sie kennen zu lernen und lade Sie ein zum Kontakt per Mail.