Unter Therapiehunden verstehe ich Hunde, die zusammen mit ihrem Menschen therapeutische Arbeit leisten. Diese Art der tiergestützten Intervention (TGI) bedeutet, dass ein Mensch und sein Hund zusammen eine ca. einjährige Ausbildung bei mir absolviert haben in der sie die wesentlichen Grundlagen für den Therapie-Einsatz gelernt haben.
Bei mir wird vor allem der Mensch ausgebildet. Die Ausbildung des Hundes steht nicht im Vordergrund der Ausbildung. Das liegt unter anderem daran, dass ich der Auffassung bin, dass man Therapiehunde nicht ausbilden kann. Damit meine ich, dass es nicht möglich ist einen Hund in seinem ersten Lebensjahr in mehr oder minder beliebiger Weise zu erziehen und anschließend mit diesem ca. ein- bis zweijährigen Hund eine Ausbildung zu beginnen in der aus einem „gewöhnlichen Hund“ ein Therapiehund gemacht wird.
Die Wahrheit ist eine Andere: Im Prinzip ist jeder Hund, der als gesund bezeichnet werden kann, ein Therapiehund. Oder richtiger formuliert: Jeder Hund, der seelisch als resilient und selbstwirksam, körperlich als gesund bezeichnet werden kann, ist in der Lage ein Therapiehund zu sein, wenn er in einem therapeutischen Kontext agiert. Es gilt für mich somit der Grundsatz: Jeder Hund, der eine angemessene Sozialisierung, Habituierung und Erziehung genossen hat, die ihn zu einem gesunden Hund macht kann therapeutisch arbeiten (Gesundheit besteht für mich aus den Eigenschaften Störungsfreiheit, Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit, Fähigkeit zur Rollenerfüllung, Fähigkeit in einem entspannten Gleichgewichtszustand zu sein, Fähigkeit zur Flexibilität und Anpassung).
Therapeutische Arbeit kann im Zweifelsfall vollständig ohne auf Signal hin konditioniertes Verhalten stattfinden. Das heißt, dass es für therapeutische Arbeit nicht erforderlich ist, dass ein Hund bspw. Sitz, Platz oder Fuß kann. Viel wichtiger ist, dass ein Hund über eine angemessene Affektkontrolle verfügt. Ein Hund muss zu angemessener Interaktion mit Menschen in der Lage sein und er sollte auf seine eigene Weise zaubern können. Unter Zauber verstehe ich, dass ein Hund mit dem, was oder er wer er ist einen magischen Moment erzeugen kann. Ich will Beispiele aus meiner Erfahrung erzählen:
– Ein Hund betritt den Raum einer Hospizstation. Eine Sterbende liegt im Bett und schaut aus dem Fenster. Langsam schaut sie zu dem Hund. Der Anblick des Hundes lässt Erinnerungen an vergangene Zeiten aufblitzen. Die Sterbende erzählt Geschichten aus ihrer Erfahrungswelt, die sie weggesperrt hatte aus ihrer Kinderzeit. Dabei streichelt sie ab und an den Hund. Der Hund legt irgendwann mit einem Seufzer seinen Kopf auf dem Bett der Sterbenden ab. Zwischen den beiden ist für einen Moment eine magische Verbindung spürbar. Beim Verlassen ist die Sterbende nicht mehr weg in ihren Gedanken, sondenr strahlend, erleichtert im Hier und Jetzt. Die Begegnung mit dem Hund hatte zu etwas Magischem geführt.
– Ein Mädchen sitzt nach einer Operation im Rollstuhl. Sie soll in der Rehabilitation mitarbeiten, doch sie scheut die schmerzhaften Aufsteh-und Geh-Übungen aus dem Rollstuhl. Ich betrete mit meiner Hündin den Raum. Die Hündin sucht Kontakt zu dem Mädchen, beide sind kurz miteinander im Kontakt. Die Hündin verliert das Interesse und will sich im Raum bewegen. Das Mädchen darf sich an meiner Hündin mit einer Hand an einem Spezialgeschirr festhalten (die andere Hand hält die Physiotherapeutin). Gemeinsam gehen wir ein paar Runden im Raum. Nach der Übung strahlt das Mädchen. Die Schmerzen waren Nebensache. Einziges Thema ist das gemeinsame Gehen mit der Hündin. Das Mädchen bekommt in Aussicht gestellt, dass es in einer Woche gemeinsam im Park mit der Hündin gehen kann, wenn es in der Zwischenzeit Aufstehen und Gehen übt.
Therapeutische Arbeit braucht einen Menschen, der feinfühlig und vor allem situationsangemessen eine Begegnung steuern und gestalten kann. Sie braucht einen Hund, der in der Lage ist seine Affekte zu kontrollieren, angemessen zu kooperieren und der zu sog. „echter Begegnung“ fähig ist. Darunter verstehe ich einen Hund, der selbstwirksam ist und nicht durch ständige Manipulation und Kontrolle seines Menschen unterdrückt wird und in somit in Begegnungssituationen sofort in Stressverhalten oder konditionierte Verhaltensmuster rutscht.
Die Schulung von Mensch-Hund-Teams für die therapeutische Arbeit in Hamburg und Umgebung in der tiergestützen Intervention (TGI) stelle ich durch eine Ausbildung mit 40 Zeitstunden sicher. Inhalte sind u.a.:
– Persönlichkeitsanalyse Hund -> Ausdrucksverhalten Hund
– Funktionskreise von Verhaltensweisen
– Theorie der operanten Konditionierung, Verortung und Wichtigkeit der Konditionierung
– Stress beim Hund erkennen
– Trainingstheorien und Wahl optimaler Trainingsmethoden im Rahmen therapeutischer Arbeit
– Interaktionsmodelle Mensch/Hund
– Persönlichkeitsmodelle Mensch (DISG), Identifizierung von Führungseigenschaften beim Mensch
– Rollentheorie, Intra-/Inter-Rollenkonflikte,
– Kommunikationstheorie -> Digitale und analaoge Kommunikation, Konsistente Kommunikation (Theorie & Praxis)
– Therapie-/Interaktionstraining,
– Therapiehundeführer- WErkzeugkasten
– GfK nach Rosenberg -> Konfliktarbeit
– Arbeiten mit therapeutischen Geschichten als Hundeführer (Modell der Hypnosearbeit)
– Konfliktmanagement, Theorie der Eskalationsstufen
– Hygiene / Vorgaben der TVT
– 1. Hilfe am Hund
– Einsatz von Dummy-Arbeit, bzw. Longieren als Hilfsmittel in der Therapie-Arbeit
Die Ausbildung findet in vier Intensiv-Wochenenden verteilt in Hamburgs Norden (Stadtteil Langenhorn) über ein Jahr statt. Ungefähr die Hälfte der Ausbildungs-Zeit findet in Begleitung des Hundes statt. Im Anschluss an die Ausbildung kann ggf. eine persönliche Begleitung in der Einrichtung sinnvoll oder notwendig sein. Die Ausbildung beginnt jeweils im Frühjahr und schließt sich zum Jahresabschluss an. Der Hund darf bei Beginn der Ausbildung nicht jünger als 12 Monate sein. Er sollte möglichst nicht älter als drei Jahre alt sein.
Der Hundeführer sollte mindestens 21 Jahre alt sein und mindestens ein abgeschlossenes Studium oder eine abgeschlossene Berufsausbildung haben, Ausnahmen sind nach individueller Absprache möglich. Die Kosten der Ausbildung betragen ca. 1200 EUR.