Wir wollen einen Hund!
Wollen wir einen Hund? Diese Frage treibt viele Familien, Paare und Singles um. Jeder steht vor seiner eigenen individuellen Lebenssituation und spürt in sich dieses tiefe Bedürfnis nach einem Begleiter auf vier Pfoten. Der Wunsch nach einem Freund, der immer da ist, lässt einen in schlaflosen Nächten Rassebestimmungsbücher wälzen, Hundeforen durchklicken oder einfach nur sehnsuchtsvollen Phantasien hinterhängen.
Aber wie viel von der Sehnsucht ist realitätstauglich? Kann ein Hund die eigenen Wünsche und Sehnsüchte überhaupt erfüllen? Oder steht ein schmerzhafter Realitätsabgleich bevor, wenn das quirlige Fellbündel dann endlich einzieht? Braucht es dann tatsächlich ein Haus mit Garten für artgerechte Hundehaltung oder ist eine Wohnung im 5. Stock in Eppendorf auch „artgerecht“ für einen Hund?
Es sind so viele Fragen, die sich stellen, wenn der Wunsch nach einem Hund in einem herum geistert. Kann man diese Fragen allgemeingültig beantworten? Jein, wäre die korrekte Antwort auf diese Frage. Nach über 10 Jahren Arbeit mit Hunden und Menschen kann ich eine Erkenntnis weiter geben: Es gibt so viele „richtige“ Hundehaltungen, wie es miteinander glückliche Mensch/Hund-Paare gibt. Demgegenüber steht, dass es so viele „falsche“ oder schlechte Hundehaltungsformen gibt, wie es ungliche Mensch-/Hundepaare gibt. Dabei ist es egal, ob der Hund oder der Mensch unglücklicher ist. In der Regel leiden beide Seiten darunter, wenn das Zusammenleben nicht passt.
Manche Fragen können unabhängig von der individuellen Situation beantwortet werden. Beispielsweise kann pauschal gesagt werden, dass Welpen grundsätzlich nicht alleine gelassen werden sollten, junge Hunde nicht länger als 2 bis 3 Stunden am Tag alleine sein sollten und bei erwachsenen Hunden ab 6 Stunden Alleine-Zeit am Tag dem Hund sehr viel zugemutet wird von seinem Menschen. Individuell wird es, wenn es darum geht heraus zu finden, wie sich der Wunsch nach einem Hund im Leben verwirklichen lassen kann, obwohl beispielsweise beide Partner in Vollzeit berufstätig ist. Die Antwort auf die Frage, ob deshalb grundsätzlich Hundehaltung abzulehnen sei oder ob dieses Paar/Familie eine Lösung finden kann, wie sie einen Hund so halten kann, dass er mit seinem Leben auch zufrieden ist, ist hochgradig individuell und hängt von einer Vielzahl individueller Faktoren ab.
Bei konkreten Fragestellungen wie diesen kann eine Adoptionsberatung Lösungswege aufzeigen. Die Stärke einer neutralen Adoptionsberatung besteht darin, dass auch die Grenzen der Lösungsräume mit aufgezeigt werden. Nicht wenige Menschen sind vorher bereit „alles“ dafür zu tun, um einen Hund in ihrem Leben haben zu können. Wenn dann aber aufgezeigt wird, wie sich „all das“ an Anforderungen tagtäglich manifestiert, entsteht daraus eine konkrete Entscheidungssituation für ein Paar oder eine Familie. Das Paar kann gemeinsam überlegen, ob es bereit ist diese Herausforderung anzunehmen oder nicht.
Ich zeige in einer Beratung auf wie das Leben mit Hund sein wird in der jeweiligen Lebenssituation. Die konkreten Informationen, die die Paare mit nach Hause nehmen, können der notwendige Motivationsschub sein, den es gebraucht hat, um den lange gehegten Traum endlich Realität werden zu lassen oder sie können die Nadel sein, die ein Loch in den aufgeblähten Ballon pieksen und so langsam oder mit einem großen Knall die Luft rauslassen und die Träumenden erkennen lassen, dass sie einer Phantasie nachgelaufen sind, die sie in der Realität nicht bereit sind zu leben.
So kann eine frühzeitige Adoptionsberatung aufzeigen, ob und wann oder unter welchen Bedingungen der Hundetraum lieber nur eine Phantasie im Land der Sehnsüchte bleibt, bzw. woran man den richtigen Zeitpunkt im Leben erkennt und wie es dann am besten vorzugehen gilt.
Das Leben ist am Ende der härteste Lehrmeister. Die Realität ist stets anders als unsere Erwartungen. Die Frage ist nur, ob am Ende ein „besser als“ oder ein „ojemine…“ mit dem Hund in die Familie einzieht. Familien in denen Hunde eine schmerzhafte Lücke ausfüllen soll nach Tod oder Trennung können eine Bereicherung sein. Müssen es aber nicht. Es gibt Paare in denen ein Partner sich sehnsüchtig einen Hund wünscht, ein anderer nicht. Wie kann das aufgelöst werden ohne dass sich das Paar trennen muss?
Die Konstellationen sind so vielfältig wie unsere Gesellschaft es ist. Als Hundetrainerin mit über 10 Jahren Berufserfahrung habe ich schon so ziemlich alles erlebt. Ich wünsche jedem Hund und jedem Menschen, dass sie sich wohl fühlen miteinander und ihr gemeinsames Leben für beide Seiten bereichernd ist.
Ein Großteil dessen, was an Hundetraining gebucht wird, könnte vermieden werden, wenn man vorher klug und umsichtig die Entscheidung für oder gegen einen Hund fällt, bzw. im Anschluss darauf mit Weitsicht und Ruhe nach dem zu einem selbst passenden Hund sucht. Hundetraining ist ein wichtiger und wertvoller Beitrag zur Schulung des menschlichen Partners, wenn es nicht unter dem Deckmäntelchen passiert, dass der Hund in das Erwartungsschema seines Menschen gepresst werden soll. Leider ist das allzu oft der Fall und ein Hundetrainer stellt bei sog. „Problemfellen“ gut und gerne vierstellige Beträge in Rechnung ohne dass am Ende eine signifikante Verbesserung stattgefunden hat. Die Halter resignieren schlicht und geben sich der Situation geschlagen und leben nun ein Hundeleben lang mit den Problemen, die damit einher gehen.
Adoptionsberatung kann helfen die Fehl(entscheidungen) zu vermeiden, die schon diverse Male von anderen Hundehaltern begangen worden sind.
Zusätzlich zu individualisierter Beratung biete ich zwei Mal im Jahr Workshops zum Thema „Adoptions-Beratung“ (Will ich einen Hund oder will ich keinen?) an. Sollten Sie Interesse an einem Workshop haben, melden Sie sich gerne per Email bei mir.