Fahrradfahren

Fahrradfahren als Quell von Gesundheit und Lebensglück
Jeder Hundetrainer hat seinen Weg, um Selbstwirksamkeit bei einem Hund wieder herzustellen. Bei Martin Rütter ist der Standardtrick hierzu die Arbeit mit dem Dummy. Ich finde diese Methode nicht gut genug, da sie für viele Menschen, Hunde oder Mensch-Hund-Teams nicht oder nicht gut genug funktioniert. In meinen Augen kann und muss Selbstwirksamkeit basaler, fundamentaler wieder hergestellt werden: Über Bewegung. Schlicht und einfach Bewegung und zwar in einem für den Hund angemessenen Tempo in dem er das Glück in seinem Körper spürt und voller Freude läuft und Dankbarkeit dafür empfindet am Leben zu sein.

Deshalb empfehle ich allen Familien grundsätzlich sobald ihr Hund alt genug ist – und das ist für mich vor dem 12. Lebensalter der Fall – üblicherweise mit ca. 8 10 Lebensmonaten je nach Rasse, Persönlichkeit und körperlicher Entwicklung. Ein junger energetischer Hund, der am Fahrrad laufen oder mit seinem Menschen joggen darf, macht viele Erfahrungen, die neurologisch und physiologisch von unschätzbarer Bedeutung sind. Sie beeinflussen sein Lebengslück und somit seine Gesundheit u.a. in folgender Weise (aus perspektive des Hundes erzählt):

– Ich (Hund) bin zusammen, synchron, also parallel mit meinem Menschen unterwegs. Das fühlt sich gut an. Ich laufe neben ihm, mein Mensch kann so schnell wie ich sein, ich bin dabei glücklich und fühle mich mit meinem Menschen und meiner Umwelt verbunden -> Wohlbefinden
– Ich erlebe (mit meinem Menschen) Autos, Fahrräder, Passanten oder Hunde nur aus der Distanz heraus, ziehe in der o.g. wohligen Weise an ihnen vorbei und genieße das Sein, das Tun, das Handeln und fühle mich dabei wohl -> Konflikt- und Anpassungsfähigkeit, Rollenerfüllung
– Ich erfahre meinen Körper, meine Grenzen und fühle mich wohlig ausgeglichen, wenn ich nach Hause komme -> Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden
– Zuhause lege ich mich gerne hin, bin gerne ruhig, fühle mich dabei in meinem Körper wohl und kann Frieden und Ruhe genießen ohne den Drang nach einer Beschäftigung Ausschau zu halten -> Flexibilität
– Störungen kann ich ignorieren, da ich in mir selbst ruhe und der Zustand des Friedens mit Innen und Außen mir nicht nur bekannt, sondern auch zugänglich ist
– Ich habe tägliche Strukturen / Abläufe auf die ich mich verlassen kann in denen meine Bedürfnisse (Nahrung, Bewegung, Ruhe, Gemeinschaft, Erregung, Frieden) erfüllt werden
– Mein Mensch ist mein Freund. Er kann mich lesen und ich kann mich ihm so mitteilen, dass er mich versteht -> Rollenerfüllung

Die o.g. gesundheitsfördernden Aspekte nicht zwangsläufig mit dem Fahrrad-Fahren verbunden. Es kann auch anders gehen. Es ist – zumindest bei lauffreudigen Hunden – der einfachste Weg all dies mit nur einer Maßnahme zu erreichen, die sowohl Mensch als auch Hund Lebensqualität schenkt.

Hunde sind oft um ein vielfaches schneller in der Wahrnehmung von Umweltreizen als wir Menschen. Haben sie einen Stressor wahrgenommen laufen bei vielen Hunden neurologisch bereits fixierte Verhaltensmuster ab und sie durchlaufen eine Kaskade an Verhaltensweisen, die sowohl für den Hund als auch den Menschen frustrierend ist.

Die Unterbrechung dieser Verhaltensmuster ist äußerst schwierig und mir sind Hunderte Hundehalter bekannt, die sich frustriert von Trainern abgewandt haben, weil diese versucht haben sie mit einem Methoden-Kanon in Linien zu pressen, die entweder nicht zum Hund, nicht zum Mensch oder nicht zu der Beziehung dieser beiden passten, bzw. selbst bei Nicht-Passung und geduldigem Ausführen nicht zum Erfolg führten, sondern mehr zur Frustration.

Ich will damit nicht sagen, dass ich als Trainerin allen meinen Kunden geholfen hätte / helfen konnte. Das Gegenteil ist der Fall. Die meisten Kunden in der Hundeschule wünschen sich eine einfache Lösung, die etwas am Hund ändert, die Beziehung automatisch (bitte nebenbei) so werden lässt, wie vom Halter erträumt vor der Adoption des Hundes erträumt und bitte auf gar keinen Fall den Menschen aus seiner bisherigen Komfortzone drängt.